Freitag, 3. August 2007

Die Gestaltung einer japanischen Eibe Teil 5

Im November 2005 war eine weitere Verbesserung der Krone erreicht. Was man hier nicht so deutlich sehen kann, es wurden alle Äste von den alten Nadeln befreit. Das Nadelzupfen ist enorm wichtig, wenn man eine wirklich gute Verzweigung an einer Eibe erreichen möchte. (siehe dazu den Beitrag im Juli “Eine schwache Eibe regenerieren”)

Bei der Noelanders Trophy im Januar 2007 fand ich bei Milan Klicka eine schöne, farblich passende Schale für den Baum. Nun wollte ich beim Umtopfen versuchen, den Baum etwas tiefer in die Schale zu setzen, damit der zu grobe Stammfuss etwas passender wird. Der gesamte Wurzelballen setzt aber, sehr flach, eben so tief an. Zwei dickere Wurzelteile waren darin noch zu finden. Sie einfach zu entfernen, wäre zu gefährlich gewesen. Also habe ich sie zur Hälfte mit der Makita abgeschliffen. Beim nächsten Umtopfen werde ich dann sehen, ob man sie ganz entfernen kann.

Den Baum endgültig tiefer in die Schale zu bekommen, wird wohl noch einige Jahre dauern. Bis dahin muß der Baum wohl, wie der Werner Busch so schön sagte, “ein Bauer, in Gummistiefeln, in der Oper” bleiben.

Der Baum im April 2007. Der Neuaustrieb bricht gerade durch.

Der Baum im Juni 2007. Hier sieht man sehr gut das Ergebnis von peniblem Nadelzupfen. Die Krone ist jetzt sehr dicht geworden. Im Herbst wird die ganze Prozedur noch einmal wiederholt. So entwickelt sich eine immer besser werdende Feinverzweigung.
Nun habe ich den Baum zwölf Jahre in der Entwicklung. Fertig ist er noch nicht. Das sollten sich auch bitte die Anfänger vor Augen führen. Geduld ist alles, Eile macht alles kaputt.


Die Gestaltung einer japanischen Eibe Teil 4

Hier ein weiteres Beispiel, wie sich das Totholz in kurzer Zeit entwickelt. Ein Ausschnitt aus dem Sharibereich gleich nach dem Brennen, bereits mit der Drahtbürste gesäubert. Hier erkennt man sehr schön die in der Hitze entstandenen Risse.

Zwei Jahre später haben Regen und Frost ihre Arbeit schon gut geleistet. Alte Risse sind größer geworden und neue sind entstanden.

Der Baum im November 2002. Die Krone hat sich prächtig entwickelt. Allerdings sieht sie aus wie ein schräg aufgesetzter Hut.

Im September 2004 war dieser Eindruck schon etwas aufgelöst. Hier ist der Johannistrieb gerade ausgereift und kann dafür verwendet werden, die Krone im oberen Bereich etwas gefälliger zu drahten.

Im Oktober 2005 hat die Baumkrone eine viel bessere Form erreicht. Der Baum steht aber noch zu hoch in der Schale. Da der Wurzelballen allerdings noch zu tief sitzt, konnte man zu dieser Zeit nicht mehr am Nebari erreichen.


Die Gestaltung einer japanischen Eibe Teil 3

Im Jahr 2001 wurde es Zeit das Totholz zu strukturieren. Der Baum bekam eine immer bessere Form, wobei die Sharibereiche dagegen recht unansehnlich waren.
Mit diesem Baum wollte ich dann die Technik der Totholzgestaltung mit Feuer ausprobieren. Meistens hatten die Bonsaifreunde das Holz mit der Zange bearbeitet, wobei immer wieder Fasern aus dem Holz gezogen werden. Dabei entsteht ein Eindruck sehr alten verwitterten Holzes. Walter Pall hatte im Forum beschrieben, dass eine harte Flamme das Holz richtig aufreissen kann. So machte ich mir selber Gedanken und kam zu dem Schluß, dass, wenn man schon mit Feuer arbeitet, man das auch wirklich restlos konsequent machen sollte.


Zum Brennen verwende ich einen Gaslöter. Der hat eine kleine, punktgenaue Flamme, die sehr heiß ist. Damit kann man auch dicht an den Rand der lebenden Rinde heranbrennen. Gefährdetes Laub wurde einfach zur Seite gehalten. Heutzutage habe ich meine Techniken wesentlich verbessert. Mit Abdeckblechen kann ich exakt am Rand entlang brennen, der lebenden Rinde passiert so nichts.
Eine Eibe hat sehr hartes Holz. Mit dem Brenner muß man dann auch wirklich lange auf einer Stelle bleiben, damit das Holz auch tief genug verbrennt.

Wenn man eine weiße Ascheschicht sieht, hat man das Holz zumindest schon oberflächlich verkohlt. Den Brenner hält man solange auf eine Stelle, bis sich Längs-und Querrisse gebildet haben. Das meiste davon ist allerdings nur in der Holzkohle, weshalb man dann noch eine Weile weiterbrennt.

Ein alter Aststumpen. Mein Sohn Kevin wollte damals immer gerne Tierköpfe darin sehen. Wir nannten diesen Jin den “Rattenkönig”. Das Holz ist hier nach dem Brennen schon abgebürstet. Einige Risse sind entstanden. Den Rest muß die Natur erledigen.

Dieses Bild vom Rattenkönig entstand zwei Jahre später. Es soll verdeutlichen, wo der eigentliche Vorteil der Feuergestaltung liegt. Die beim Brennen entstanden Risse, werden durch Umwelteinflüsse weiter entwickelt. Das Brennen verkürzt nur den Weg dahin.
Im Winter ist es meistens sehr feucht. Da sammelt sich Wasser in den Rissen des Totholzes. Wenn dann Frost kommt, drückt er das Holz noch weiter auseinander. Dabei werden die vorhandenen Risse größer und es entstehen neue.

Im Sharibereich sieht man gut, dass durch das Brennen die Jahresringe deutlich zu sehen sind. Durch die Ausleuchtung des Bildes glänzt das Totholz sehr auf diesem Bild und die entstandenen Risse sind schlecht zu erkennen.


Die Gestaltung einer japanischen Eibe Teil 2

Ein Jahr nach dem Eintopfen kürzte ich nur die nicht mehr benötigten, dicken Äste ein.
Zu dem Zeitpunkt war es mir schon klar geworden, dass man nicht einfach an den Bäumen die lebende Rinde abziehen kann, um große Sharibereiche zu gestalten. Diese Erkenntnis hatte ich mit viel Lehrgeld bezahlt, weil ein großer Teil meiner Eiben da schon eingegangen war. So mußte ich erst einmal dahinterkommen, wie man Jin und Shari an einer Eibe anlegen kann.
Bei diesem Baum ging ich deshalb um einiges vorsichtiger vor.
Mit einem Messer schnitt ich die Stammlinie entlang, genau an der Stelle, wo später der Shariberich ansetzen sollte. Mehr tat ich nicht.
Im Frühjar 1997 konnte ich dann nur staunen. Dieser eine Schnitt in die Rinde hatte den Großteil der Rinde, ca. 50%, eintrocknen lassen und man konnte den Baum direkt entrinden. Das Holz darunter war bereits trocken. Der Baum hatte nur die Saftbahnen behalten, die im direkten Zusammenhang mit der Baumkrone standen.

Nun topfte ich den Baum noch einmal um. Dabei machte ich nichts an den Wurzeln, sondern stellte den Baum nur so schräg in die Schale, dass der Wurzelballen wieder ganz in die Erde passte. So blieb er bis zum Spätsommer stehen. Dann erst machte ich erste Arbeiten am Totholz. Im Bild sieht man zwei Äste, die nach unten wachsen. Diese Äste standen zunächst mehr waagerecht. Meine erste Vorstellung der Gestaltung war, dass ich eine überhängende Krone gestalten wollte. Wenn Eibenäste eine größere Dicke erreicht haben, kann man sie fast nicht mehr verbiegen. Um diese Äste dennoch in eine andere Form zu bringen, habe ich sie an der Innenseite mit einer kleinen Fräse vorsichtig ausgehöhlt. Man arbeitet sich dabei langsam bis zum Kernholz durch und entfernt dann genügend Holz, womit der Ast dann gleich wieder flexibler wird. Vor dem Biegen ist es dann sehr wichtig eine feste Raffiabandage anzulegen, damit die Rinde nicht aufreißt. Schon nach dem ersten Austrieb standen die Äste dann.

Die Rückseite zeigt gut wieviel der Baum freiwillig von seiner Rinde hergegeben hat.

Im Herbst 1997 entfernte ich die dicken Aststumpen. Weitere Totholzgetaltungen wurden zu dem Zeitpunkt noch nicht gemacht, ich wollte erst einmal die weitere Entwicklung des Baumes abwarten.

Im Jahr 2000 fing ich mit der eigentlichen Gestaltung an. Nun hatte ich auch eine Idee, wie die Krone aufgebaut werden sollte. Eine überhängende Krone hätte wohl mit dem starken Nebari des Baumes gepasst, aber solche Bäume sehen irgendwie immer aus, als hätten sie Gleichgewichtsprobleme. So entschloss ich mich dazu, die Krone über den Baum zu stellen und sie kaskadenartig dem Stammverlauf folgen zu lassen. Deshalb wurden die vorher mühselig umgeformten Äste nun als Jin gestaltet. Ein recht dünner Ast sollte nun zum Hauptast aufgebaut werden. Das Totholz war mittlerweile auch weitergestaltet, aber noch lange nicht befriedigend.

Die Rückseite zeigte es deutlich, so konnte das Totholz nicht bleiben.



Die Gestaltung einer japanischen Eibe Teil 1

Es war im Jahr 1995. Damals war ich noch meistenteils alleine in der Bonsaiwelt unterwegs. Über Wolf D. Schuddes Magazin “Bonsai Praxis workshop” hatte ich den Karl-Heinz Gadziak aus Unna kennengelernt und wir machten öfter etwas zusammen im Hobby.
So kam der Karl-Heinz im Frühjahr des Jahres zu mir und erzählte von einem geplanten Kinderspielplatz in Unna und das auf diesem Grundstück eine ehemalige Baumschule vor langer Zeit ansässig war. Dort sollte es ganze Felder mit Eiben geben. Da war mein Interesse natürlich sofort geweckt und wir verabredeten uns, um das Gebiet zu checken. Karl-Heinz hatte vorsorglich gleich eine Ausgrabegenehmigung von der Stadtverwaltung besorgt.
Als wir auf dem Grundstück ankamen, mußte ich zuerst einmal richtig tief Luft holen. Wir waren im Eibenparadies gelandet. Ein Feld mit mindestens fünfzig Eiben lag da vor uns. Alle waren so um 100-150 cm hoch, aber sehr ineinander verwachsen. Da kam man nicht dazwischen, so eng war das. Also legte ich mich auf den Boden und robbte unter den Eiben in dieses Feld hinein. Alle Bäume waren ziemlich gleich gewachsen. Ein ca. 60 cm hoher Stamm und dann darüber die Verzweigung. Manche Bäume hatten gut fünf Meter Kronendurchmesser. Die Benadelung war meistenteils weit weg vom Stamm. Na gut, dann haben wir losgelegt.
Am ersten Tag grub ich drei Eiben aus. Das war allerdings eine unwahrscheinliche Knochenarbeit. Der Boden war reiner Lehm und betonhart. Auf gut Glück legten wir einen meterdicken Graben um jeden Baum an und gruben uns allmählich unter den Wurzelballen. Nach einer halben Stunde hatte man auf diese Weise einen Baum ausgegraben. Der war dann enorm schwer. Bei drei Eiben ging das Auto dann auch schon in die Knie. Sehr vorsichtig wurden sie nach Hause gefahren.
In den nächsten Wochen war ich dann jeden Tag in diesem Feld und grub und grub, bis kein Platz mehr im Garten war. Alle drei Tage war ein Spaten hin. Und nach sechs Wochen hatte ich dann gleich mehrere Leistenbrüche. Also, erst einmal ins Krankenhaus.
Davor hatte ich die gesammelten Bäume aber schon versorgt. Der Wurzelballen war bei jedem Baum ein Problem. Nur wenige Haarwurzeln blieben übrig. Von allen gesammelten Bäumen überlebten dann auch nur wenige. Von denen, die überlebten, hatte ich dann noch einige verkauft, weil das Geld konnte ich gut zur Finanzierung des Hobbys gebrauchen. Die besten behielt ich natürlich. Meinen schönsten Baum gestaltete ich mit Wolf Schudde. Der überlebte aber leider nur die nächsten zwei Jahre und ging dann ein. Damals konnte ich das nicht verstehen und war doch etwas verzweifelt. Heutzutage ist es mir schon klar geworden, weshalb dieser Baum nicht überlebte. Falsche Erde, ein kalter Winter und Shariarbeiten am lebenden Holz sind daran Schuld gewesen.
Nach dem Krankenhausaufenthalt wollte ich erst einmal wissen, um welche Art Eiben es sich handelte. Sehr schnell bekam ich heraus, dass es die japanische Eibe war, die Taxus cuspidata. Umso besser, denn Bäume dieser Größe bekam man nur sehr selten im Handel. Leider hatte ich da schon viele verkauft, der Preis wäre sonst ein anderer gewesen.
Am Beispiel einer dieser Eiben zeige ich nun, wie man sie gestalten kann und mit welchen Schwierigkeiten man bei einer Eibe zu kämpfen hat.

Dieser Baum hatte, im Gegenteil zu vielen anderen dieser Eiben, eine noch recht dichte Baumkrone. In etwa der Hälfte, der Stammhöhe ging ein dicker Ast ab. Darauf wollte ich den Baum absetzen. Zu dem Zeitpunkt wußte ich allerdings noch nicht, wie der Baum einmal aussehen sollte.

Zunächst wusch ich die Wurzeln aus. Heutzutage würde ich nicht mehr die alte Erde komplett entfernen. Sie mußte natürlich entfernt werden, da sie aus völlig verdichtetem Lehm bestand. Aber wenn man sie vorsichtig mit einer Wurzelkralle entfernt, bleibt evtl. vorhandene Mykhoriza noch erhalten. Auswaschen ist keine gute Lösung.

Dann topfte ich den Baum in einen großen Mica-Pot. Wie man sieht, geschah auch das noch nicht konsequent genug, da der Wurzelballen schräg steht. Es war eben noch kein wirklicher Gestaltungsplan in meinem Kopf. Auch die Erde war nur Suboptimal. Obwohl auch schon sehr viel grober Torf darin vorhanden war, im gesamtem war sie aber zu dicht. Die Erdmischungen, wie man sie heute macht, waren zu der zeit noch relativ unbekannt. Mit etwas Glück konnte man aber schon Akadama bekommen. Der Baum überlebte das ganze trotzdem und wuchs erfreulicherweise recht gut an.

Na ja, eine runde Baumkrone, aber keine Idee. So blieb der Baum das erste Jahr stehen und mein Leistenbruch konnte ausheilen.
Im nächsten Frühjahr standen noch einige Eiben auf der Baustelle. Kurz bevor der Bagger kam, holten Karl-Heinz und ich noch einmal ein paar.