Freitag, 11. Juli 2008

Eine geneigte Kiefer im Literatenstil Teil 3

Im Mai diesen Jahres machte ich dann die Grundgestaltung des Baumes. Der Sharibereich war, wie erwartet, ziemlich verharzt. Das wird nur leicht gebürstet, da das Harz eh schon eine schöne weiße Farbe angenommen hat.

Zunächst hatte ich die Idee, eine windgepeitschte Form zu Gestalten. So drahtete ich erst einmal alle Äste.

Dann richtete ich eine windgepeitschte Form grob aus und verwarf direkt diese Idee. Glaubhafte windgepeitschte Formen sieht man nur äußerst selten. Die sind halt enorm schwer zu gestalten. Auch dieser Baum hätte höchstens „hingepustet“ ausgesehen. Als zweite Option kam mir dann die Idee einen geneigten Literaten zu gestalten.

So drahtete ich die Krone in diese Richtung. Das Laub ist noch sehr licht, weshalb das gut ging. Dichter als das Laub jetzt ist, darf es nicht werden. Bei der Form der Krone war ich mir noch nicht sicher, wie ich sie gestalten wollte. Weshalb ich dort einen zu dünnen Draht verwendete. Nun ist dieser Bereich noch zu gerade. Bei einem Literaten darf es keine geraden Stammbereiche geben, alles muss in Bewegung sein. Dieser Bereich muss also noch einmal nachbearbeitet werden.

Hier ein Virtual mit einer möglichen Schale. Für einen Literaten wirkt so eine Steinschale allerdings sehr grob. Ein passendes Tablett wäre wohl eine bessere Lösung.

Eine geneigte Kiefer im Literatenstil Teil2

Mit der Jinzange wurden nun die Holzfasern ausgezogen. Die Kiefer hat weiches Holz. Da lässt sich Totholz am Besten mit der Jinzange gestalten. Hier gehe ich, im Gegensatz zu Eiben, auch den traditionellen Weg.

Man muss sich Zeit lassen, bei diesen Arbeiten. Das Endergebnis wird’s einem Danken.

Als ich mit der Form des Sharibereiches zufrieden war, habe ich mit dem Brenner noch die feinen Fasern abgeflämmt.

Mit Jinmittel streiche ich vorerst noch nicht. Das Holz war frisch und wird noch sehr harzen. Erst wenn der Harzfluss völlig versiegt ist, wird das Holz gebürstet und dann mit verdünntem Jinmittel angestrichen.

Nach den Totholzarbeiten.

Eine geneigte Kiefer im Literatenstil Teil 1

Im Jahr 2006 habe ich mit meinen Freunden Michael Tigges, Wolfgang Putz und Robert Barth eine einwöchige Yamadoritour in den noch winterlichen Norden unternommen. Es war eine unglaublich beeindruckende Schifffahrt über die vereiste Ostsee. Bären und Kreuzottern machten das ganze dann noch zu einem Erlebnis der speziellen Art. Ein paar sehr schöne Sylvestris habe ich dort gefunden. Bei der Suche beschränkte ich mich zum großen Teil auf die „handlichen“ Größen, bei der Auswahl meiner Yamadoris. So sind nun einige dieser kleineren Findlinge Gestaltungsbereit.

Diese Kiefer ist ein sehr einfacher Baum. Das war ein Seitenast einer ehemals wesentlich höheren Kiefer. Wie alle Kiefern an dem Fundort wuchs sie in einer Felsspalte und hatte dadurch einen sehr kleinen und schmal gewachsenen Wurzelballen. Beim Sammeln dachte ich mir, dass sie vielleicht ein schöner Baum in der windgepeitschten Form werden könnte.

Nach dem Sammeln wuchs sie sehr gut an und war im Frühjahr 2008 schon Gestaltungsreif.

Die Kiefer passte von Anfang an in diesen kleinen Teichpflanzkorb. Mittlerweile hat sie den Korb völlig durchwurzelt und war kerngesund. Im Herbst des letzten Jahres entschloss ich mich, zunächst die Schnittstelle als Shari zu gestalten.

Was nun die Ansichtsseite werden würde, kann man erst nach der Grundgestaltung festlegen. Vielleicht braucht der Baum auch gar keine festgelegte Ansichtsseite.

Dieser kleine Sharibereich kann nun in den neu zu gestaltenden Shari mit einfließen.

Zunächst wurde der alte Stamm entrindet und die Konturen des Shari geschnitten.


Der alte Stamm wurde dann restlos entfernt. Für die neue, geneigte Form des Baumes hat er keine Aussagekraft.

Eine unmögliche Schwarzkiefer Teil 7

Nach dem Neuaustrieb im Frühjahr hatte die Kiefer mit Läusen zu kämpfen. Die Lausart, die bevorzugt Schwarzkiefern befällt ist sehr hartnäckig. Betroffen ist immer der Neuaustrieb. Die Läuse saugen an den frischen Nadeln. Diese knicken an der Saugstelle ab und so kann es passieren, dass der gesamte Neuaustrieb sich nicht entwickeln kann. Da hilft nur ein Spritzen mit einem systemischen Pflanzenschutzmittel, zwei bis dreimal im Abstand von drei Tagen. Den Schaden hatte ich aber rechtzeitig bemerkt und konnte schlimmeres verhindern.

Jetzt im Juli war der Neuaustrieb an der Schwarzkiefer ausgereift. So war es möglich die alten Nadeln zu entfernen. Hier ist also schon nach relativ kurzer Zeit ein schöner Fortschritt bei der Gestaltung dieser Kiefer zu sehen.


Der Blick von vorne zeigt nun schon ein besseres Bild als noch im April, direkt nach der Grundgestaltung.

In der Rückansicht sieht man auch schon klar definierte Astetagen.

Die Vorderansicht. Die Nadeln sind noch sehr lang. Das werte ich aber als ein Zeichen der guten Gesundheit des Baumes. Bei allen Sylvestriskiefern gab es, bedingt durch das Frühjahrsklima, einen Austriebsstau. Anfänglich sehr dicke und kräftige Kerzen entwickelten sich nicht ausreichend weiter. So hatten alle Sylvestris dieses Jahr nur einen eher schwachen Zuwachs. Bei den Schwarzkiefern konnte ich dies nicht beobachten. Die sind alle sehr kräftig ausgetrieben.

Nach der Grundgestaltung hatte ich ja im Kronenbereich, bedingt durch die starken Biegungen, ein paar kleine Brüche in den Ästen. Bis auf einen kleinen Ast haben das alle sehr gut überstanden und der Baum kann nun in Ruhe reifen.

Wenn die alte Schnittstelle zu einem Jin bearbeitet wurde und der Baum eine schöne Schale bekommen hat, werde ich ihn wieder vorstellen.

Cambia Rare

Leider kam ich in der letzten Zeit nicht mehr dazu, diesen Blog zu aktualisieren. Es gab viel zu tun. Für den Regionalverband Bonsai NRW musste ich den Rundbrief 2008 fertig machen. Zwischendurch habe ich eine tolle Reise an die Westküste der USA gemacht. Das war wohl das schönste Erlebnis, was ich bisher machen konnte. Dort habe ich den Grand-Canyon, den Bryce-Canyon, den Zion- Nationalpark, den Sequoia-Nationalpark, Death Valley und alle grossen Städte gesehen.

Nach dem Urlaub gab es natürlich viel Arbeit an den Bonsai. Dieses Jahr stehen vor allem meine Yamadorikiefern zur Gestaltung an. Was ich da gemacht habe und noch mache, zeige ich dann noch in diesem Jahr.

Außerdem habe ich noch einen Bericht für das Jahrbuch der Eibenfreunde geschrieben. Dr. Thomas Scheeder, der Herausgeber des Buches bat mich um einen Beitrag, indem ich die Eibe als Bonsai beschreiben sollte. So konnte ich mich mit 21 Seiten an dem neuen Buch beteiligen. Auf diesem Wege möchte ich mich auch noch bei meinem Freund Martin Schillings bedanken, der mir schöne Aufnahmen seiner Eibenbonsai für diesen Artikel zur Verfügung stellte. Das Jahrbuch kann ich allen Bonsaifreunden, die sich auch mit der Eibe beschäftigen sehr empfehlen. Herausgegeben wird es von „Cambia Rare e. V. für die Eibenfreunde f. V.“. Es ist im Sierke Verlag erschienen und hat die ISBN 978-3-86844-011-9. Es kostet €20,-


Man findet sehr viele nützliche Informationen zur Eibe, wie z.B.Beschreibungen vom Vorkommen alter Eiben in ganz Europa. Reiseberichte der Eibenfreunde. Informationen zum Höhenwachstum und Verjüngung der Eibe. Es werden aber auch andere, seltene Bäume angesprochen. Da gibt es einen sehr interessanten Bericht über die Süntelbuchen und auch die erst vor kurzer Zeit in Australien entdeckte Wollemia nobilis wird beschrieben.

Bestellen kann man das Buch auch bei Dr. Scheeder.

Dr. Thomas Scheeder

Gartenstr. 20

71706 Markgröningen