Donnerstag, 26. Juli 2007

Eine schwache Eibe regenerieren – Teil 3

Bevor ich mit einem weiteren Eibenbeitrag fortfahre, möchte ich erst noch zeigen, wie die beschriebenen Techniken bei der japanischen Eibe funktioniert haben.

So mancher mag ja gedacht haben, was ich da mit dieser Eibe gemacht habe, könnte wohl den Baum auch schädigen. Das ist bei einer Eibe aber nicht so. Gerade Eiben werden, wenn man das Grün auf ein Minimum reduziert, zu einem starken Austrieb angeregt.

Das Nadelzupfen liegt nun knapp drei Wochen zurück. Neue Knospen waren schon früh zu sehen. Nun sind sie in einer Größe, dass man sie auch gut auf Fotos zeigen kann. Der Baum hat natürlich die meisten neuen Knospen in der Nähe des letzten Austriebes gemacht. Aber nun zeigt er auch viele neue Knospen an altem Holz, dass seit ein paar Jahren schon verkahlt war.

Im nächsten Frühjahr, wenn der erste Austrieb durch ist, kürze ich alle Äste auf diese neuen Knospen zurück. Im Sommer werde ich dann, nach dem Johannistrieb, die Nadelzupfaktion wiederholen. Dann hoffe ich, dass der Baum im Frühjahr 2009 wieder sehr dichte, grüne Nadelpolster zeigt.

Diese Knospen findet man nun an allen Ästen . Im nächsten Frühjahr kann der Baum dann an allen Ästen um ein Drittel reduziert werden.

Man sieht auch, dass die Triebe des letzten Jahres kurz vor dem Austrocknen waren. Auch sie haben nun alle wieder neue Knospen angelegt.


Auch an schon altem Holz erscheinen neue Knospen. Der Aufbau einer neuen Krone wird zügig vorangehen.

Dienstag, 17. Juli 2007

Eine schwache Eibe regenerieren – Teil 2

Warum soll man einen Baum entnadeln, wenn er doch eigentlich schon wieder gut benadelt ist? Schaut man genauer in die Krone der Eibe, bemerkt man, dass sie lange Äste hat, die nur an den äußeren Bereichen dicht benadelt sind. Das ist Laub, welches wir aber nicht zu einer Gestaltung nutzen können.

In Stammnähe befinden sich auch nur sehr wenige neue Knospen und der Baum wird über lange Zeit nicht von alleine wieder neue Knospen in Stammnähe hervorbringen. Das müssen wir provozieren. Dann ist dieser Eingriff so kurz nach einer Krankheitsphase auch genau richtig. Der neue Austrieb zeigt, dass wieder gute Wurzeln gewachsen sind. Der Baum regeneriert sich zusehends. Diese Regenerationsphase kann man nun nutzen, damit sich Laub direkt an den richtigen Stellen entwickelt.

Im Bild sieht man einen Zweig, der quer durchs Bild läuft. An diesem Zweig sieht man noch einen Rest der Benadelung, die zum Großteil abgefallen ist. Dann erkennt man den Austrieb vom letzten Juli und den Neuaustrieb dieses Jahres. Alle Nadeln, bis auf den Neuaustrieb müssen nun ausgezupft werden. Den Neuaustrieb kürzen wir anschließend mit der Schere auch noch auf wenige Nadelpaare (ca. 1 cm).

Der Austrieb vom letzten Juli ist noch nicht ganz verholzt, er ist immer noch Grün. Dann bräuchte man den doch nicht abzupfen, sondern könnte doch darauf zurückschneiden? Klingt eigentlich logisch, bringt aber in der Praxis nicht den gewünschten Erfolg mit einer reichlichen Zahl an neuen Knospen. Warum? Der Austrieb dieses Jahres ist noch weich und empfindlich. Entferne ich alle Nadeln, bis auf diese weichen neuen Nadeln, hat der Baum eine erneute Stresssituation. Er wird in kurzer Zeit den entnadelten Ast bis zum Stamm hin mit neuen Knospen füllen. Schneide ich auf den schon teilweise verholzten Bereich vom Vorjahr zurück, wird der Baum die meisten Knospen in der Nähe der Schnittstelle bringen. Aber das ist ja nicht erwünscht.

Ein anderer Ast vor dem Nadelzupfen. Auch hier dasselbe Bild. Die Benadelung ist weit außen.

Derselbe Ast nach dem Nadelzupfen. Nur sehr wenige Nadeln sind am Neuaustrieb verblieben.

Der Baum ist gerettet. Das gelingt nicht immer, bei einer japanischen Eibe eher selten. Hier war es meiner Meinung nach das gute Substrat in Verbindung mit regelmäßigem Nadelsprühen und nur sehr wenig Wasser im Substrat. So ein Baum braucht absolute Ruhe. Hat man den richtigen Standort für ihn gefunden, dann soll er da auch für die nächsten Monate unberührt stehen bleiben. Viele Bonsaifreunde machen den Fehler, dass sie ihre Bäume nicht in Ruhe stehen lassen. Ein Baum ist mit der Erde verbunden, der ist nicht dazu gemacht, ständig herumgetragen zu werden. Ein kranker Baum sowieso nicht.

Der Baum nach dem Nadelzupfen. So sah er auch im letzten Jahr nach dem Verlust der meisten Nadeln aus. Jetzt, ein paar Tage später, sind bereits die ersten feinen Knospen zu sehen. Er entwickelt sich nun wunschgemäß. Wenn er restlos stabilisiert ist und bombenfest in der Schale steht, werde ich über eine Gestaltung nachdenken. Der Sharibereich und der „Antennenjin“ sehen eher suboptimal aus. Da wird einiges zum Nachgestalten dran sein. Wie der Baum später einmal gestaltet wird, werde ich dann hier dokumentieren.

Eine schwache Eibe regenerieren – Teil 1

Eines vorweg, der Titel ist wohl ein wenig prahlerisch. Weshalb er das ist, möchte ich Euch anhand eines Beispieles einer japanischen Eibe (Taxus cuspidata) erklären. Wie bei so vielen Nadelgehölzen ist es auch bei einer Eibe so, zeigen die Nadeln eine fahle gräuliche Farbe, ist es zumeist auch schon mit ihr vorbei. Mit einem solchen Nadelbild können wir direkt auf einen Wurzelschaden schließen. Nur sehr selten gelingt es, einen solchen Baum dann wieder gesund zu bekommen. Mit vorsichtiger Pflege kann es aber trotzdem gelingen.

Es ist vielen Bonsaifreunden schon so ergangen. Sie haben sich einen Nadelbaum bei einem Händler gekauft, der eigentlich recht vital aussah. Beim nächsten Umtopfen merkt man dann, er hat einen sehr schlechten Wurzelballen und ist wohl lange nicht mehr umgetopft worden. Lässt man den Baum dann so stehen wie er ist, ohne umzutopfen, lebt er auch noch eine Weile vor sich hin, wird aber im Laufe der Zeit immer schwächer. Irgendwann geht er dann ein. Topft man ihn gleich um, was dann auch der richtige Weg ist, hat man allerdings nur eine geringe Chance, dass er überlebt.

Solch ein Baum, ein Taxus cuspidata, kam im letzten Jahr in meinen Besitz. Er stammt von einem Freund, der ihn in den letzten Jahren, wegen einer schweren Erkrankung, nicht mehr pflegen konnte. Er schenkte ihn mir, damit ich den Baum wieder zu einen Bonsai mache. Der Baum ist vor elf Jahren in einem Workshop mit Gijs Meboer gestaltet worden. Seit der Zeit ist er nicht wieder umgetopft worden. Obwohl die Erde noch funktionierte, sie hatte immer noch eine gute Dränage, sah der Baum recht schwächlich aus. Die Nadelfarbe war ins Gelbe verändert.

Zu Hause nahm ich den Baum aus dem Topf, um die Wurzeln zu kontrollieren. Die Erde war vollkommen durchwurzelt. Mithilfe eines Holzstäbchens öffnete ich vorsichtig den Wurzelballen und da fiel er auch schon direkt ab. Fast die gesamten feinen Wurzeln waren weg. Das zeigt eindeutig, dass der Wurzelballen über eine lange Zeit nicht verjüngt wurde. Die Wurzeln können nicht mehr wachsen und der Baum lebt damit auf Sparflamme. Die feinen Wurzeln sind so schwach, dass sie bei der kleinsten Veränderung abfallen.

Fotos habe ich davon nicht gemacht. Das ist bei mir ein wenig Aberglaube, niemals einen kranken Baum fotografieren, wenn er überleben soll.

Der Baum wurde anschließend neu eingetopft. Dazu verwendete ich das von Christian Przybilski verbreitete Substrat, dass zu je einem Drittel aus Lava, Bims und Zeolithe besteht. Nur sehr wenig Hornspäne, kamen als Dünger in diese Mischung. Dann wurde der Baum gut angegossen und wurde halbschattig aufgestellt.

Innerhalb von zwei Wochen waren dann die Nadeln zum Großteil Gelb geworden. Drei Viertel der Nadeln fielen ab und der Baum sah erbärmlich aus.

Was macht man nun? Zunächst suchte ich einen Standplatz für den Baum, der hell genug war, aber keine direkte Sonneneinstrahlung hatte. Dann stellte ich das regelmäßige Gießen ein. Die Eibe bekam nur noch Feuchtigkeit über die Nadeln. So blieb auch das Substrat nur ganz leicht feucht. Das ist sehr wichtig, in einer solchen Situation, der Baum muss relativ trocken stehen. Umgetopft wurde Ende März. Bis Anfang Juli stand der Baum und es sah eher danach aus, dass er es nicht überlebte. Dann kamen aber doch einige neue, wenn auch anfänglich sehr schwache Knospen. Die Freude war groß und ab diesem Zeitpunkt wurden die Knospen regelmäßig mit einer Vitamin B1 Lösung gegossen.

Ende Juli trieb der Baum dann endlich wieder aus. Dieser Austrieb war auch recht gut. Die neuen Triebe wurden teilweise bis zu fünf cm lang.

Der Baum hat endlich ausgetrieben. Teilweise erkennt man noch restliche gelbe Nadeln.

So wurde der Baum bis zum September gut gepflegt und er sah da schon wieder recht vital aus. Wenn eine Eibe so einen Schock hinter sich gebracht hat, muss man sehr darauf achten, dass es nicht zu einer Notblüte kommt. Eine Notblüte machen Bäume immer dann, wenn sie in der Gefahr schweben einzugehen. So etwas kann man schon einmal bei Eichen beobachten, wenn der Baum dann enorm viele Eicheln entwickelt. Das ist bei dieser Eibe dann auch passiert. Als ich den Baum kontrollierte, fand ich eine Unmenge an Eibennüssen. Da muss man sehr vorsichtig sein. Denn diese zu große Zahl an Früchten kostet den schwächelnden Baum sehr viel Kraft und es kann dann passieren, dass er nach dem Ausreifen der Früchte trotzdem eingeht.

Deshalb entfernte ich alle Eibennüsse komplett. Das wird auch noch in den nächsten Jahren nötig sein. Denn solange der Baum nicht wieder völlig stabilisiert ist, kann es immer wieder zu dieser Notblüte kommen.

Nun ist ein Jahr, seit der Regenerierung vergangen. Der Baum hat auch in diesem Jahr nur einen kleinen Austrieb, mit Trieben von ca. fünf cm Länge gehabt. Er sieht wieder ganz OK aus.

Schaut man in die Krone, sieht er sogar wieder recht gut benadelt aus. Um nun aber eine dichte Benadelung zu erreichen, muss man bei einer Eibe Schritte einleiten, die einer dichten Benadelung eigentlich widersprechen. Man muss den Baum entnadeln.

Montag, 16. Juli 2007

Die Eibe als Bonsai – Teil 4

Bei der Eibe, hier besonders bei Taxus cuspidata, können sich die Saftbahnen um den Stamm winden. Eine Saftbahn erkennt man an den geschwollenen Bereichen im Stamm, die den Eindruck einer dicken Ader oder eines Muskelstranges erzeugen. Saftrückzug besteht meistens in den angrenzenden Tälern, zwischen den Saftbahnen. In den Vertiefungen, in denen klar erkenntlich ein Saftrückzug stattgefunden hat, kann man anfangen, zunächst einen kleineren, Sharibereich anzulegen. Verschließe die Wundränder mit Wundverschlussknete, um ein zu schnelles austrocknen der Wunde zu vermeiden. Wenn Du Dir sicher bist, dass Du dem Baum keinen Schaden mit dieser Maßnahme zugefügt hast, kannst Du diese Sharibereiche, nach und nach, ein wenig vergrößern. Denke immer daran, sobald Du eine dicke Saftbahn entrindest, können der Eibe einzelne oder auch mehrere Äste absterben. Im schlimmsten Fall stirbt dabei auch der ganze Baum.

Trotzdem fragst Du Dich, wie es den Japanern dann gelingt, solche ausladenden Totholzbereiche, an denen nur noch einzelne, dünne Saftbahnen sichtbar sind, zu gestalten. Die Techniken, die zu den gewünschten Ergebnissen führten, fand ich eher zufällig heraus. Später erkannte ich dann, dass diese Techniken genauso in den asiatischen Bonsaischulen angewandt werden.

1995 war ich in der glücklichen Lage, in einer verlassenen Baumschule, einige 35 - 40jährige Taxus cuspidata ausgraben zu können. Alle waren ca. 1,20 m hoch und bis zu vier Metern im Durchmesser. Auch die Stämme waren alle ca. 12 cm dick. Die Stämme zeigten bis auf 80 cm kaum Verjüngung und bildeten in dieser Höhe, mit dicken Ästen, die Krone. Das erste Grün war zumeist, weit vom Stamm entfernt. Die Eigenschaft aller Eiben, auch aus altem Holz wieder austreiben zu können, war mir bekannt. Deshalb kürzte ich die Baumkronen soweit ein, dass fast nur noch die Stämme übrig blieben. Trotz minimaler Benadelung, trieben die Bäume wieder willig aus. Durch das rigorose entfernen aller dicken Äste, waren nun einige Saftbahnen der Eiben nutzlos geworden. Hier erfolgte nun, von mir zunächst unbemerkt, ein Saftrückzug. Nach drei Jahren unbehindertes Wachstum in der Holzkiste, wollte ich eine Eibe gestalten. Da der Stamm eine optische Verjüngung benötigte, plante ich einen Sharibereich anzulegen. Der Baum hatte aber schon von ganz alleine einen großen Shari ausgebildet. 50% der Rinde waren ausgetrocknet und konnten sehr leicht entfernt werden. Die Saftbahnen darunter waren scharf abgegrenzt. Natürlich war ich sehr erfreut über diese Entdeckung, da sich nun schöne Gestaltungsmöglichkeiten für die eher langweiligen Bäume ergaben. Weiteren Bäumen wurden nun die Äste abgeschnitten, die für eine Gestaltung nicht in Frage kamen. Meistens reagierten die Eiben, wie erwartet, mit Saftrückzug und es entstanden innerhalb von zwei bis drei Jahren "natürliche" Sharis. Manchmal jedoch will eine Eibe die Äste nicht aufgeben und treibt immer wieder neu daran aus. Das sollten wir dann respektieren und andere Gestaltungswege finden. Denn zwingen lässt sich eine Eibe oftmals nicht. So kann es passieren, dass sie nach einer Gestaltung, jahrelang nur sehr minimal austreibt.

Fazit:

Eine Eibe ist ein Baum der sehr alt werden kann und nur langsam wächst. Bei allem was man gestalterisch an Taxus macht, lasse dem Baum danach Zeit, sich mit den veränderten Umständen zurechtzufinden. Für diese Bäume ist es ein Trauma, wenn ein übereifriger Bonsaifreund in einem Jahr umtopft, eine Grundgestaltung macht, Drahtet und möglicherweise auch noch Jin und Sharipartien macht. Wenn der Baum nicht gleich stirbt, wird er sich zumindest über einige Jahre nicht weiterentwickeln. Gönnst Du Dir und Deinem Baum aber viel Ruhe in der Entwicklung, hast Du bald einen Bonsai, der Dir viel Freude bereiten wird.

Durch Saftrückzug ist die Rinde eingetrocknet. Sie reißt auf und darunter sieht man das nackte Holz. Von solchen Stellen ausgehend, legt man die Sharibereiche an einer Eibe an.

Beim Abklopfen der Rinde klang es hohl bei diesem Taxus cuspidata. Nach dem Entfernen der toten Borkenteile kam ein natürlicher Shari zum Vorschein.

Die Eibe als Bonsai – Teil 3

Eiben kommen mit einem sonnigen Standort ebenso gut zurecht, wie mit einem Standort im Schatten. Nur wenn Dein Baum noch nicht in der Bonsaischale etabliert ist, solltest Du ihn zumindest in der größten Mittagshitze schattiert aufstellen. Ob die Eibe mit ihrem Standort zufrieden ist, sieht man sehr gut am Zustand der Nadelblätter. Sehen die Nadeln blass und gelblich aus, solltest Du dringend einen besseren Standort, vornehmlich im Schatten, für den Baum suchen. Tiefgrüne Nadelblätter zeugen von einer gesunden Eibe.

Die Eibe ist in der Bonsaischale eingeschränkt winterhart. Direkte Sonnenbestrahlung und starke Winde in gefrorenem Zustand können sie sehr schädigen. An einem schattigen Standort und mit gut geschütztem Wurzelballen, kommt sie gesund durch den Winter. Wichtig ist, wie immer, Staunässe zu vermeiden. Gefährdet sind im Winter durch Frost und Sonnenbestrahlung die Nadelblätter und die jungen Triebe des letzten Jahres. Sollte es im Winter einmal zu einer Schädigung kommen, sollte man sich nicht allzu sehr ärgern. Die erfreuliche Bereitschaft der Eiben, auch aus altem Holz immer wieder kräftig auszutreiben, wird entstandene Lücken bald wieder schließen. Dies gilt natürlich nur dann, wenn der Baum kerngesund ist.

Die Eibe ist recht resistent gegenüber Schädlingen. Trotzdem solltest Du Deinen Baum regelmäßig auf einen Befall von Schildläusen überprüfen. Schildläuse sind sehr hartnäckig und ihnen ist nur schwer beizukommen. Folgende drastische Maßnahme hat sich bei der Bekämpfung von Schildlausbefall bewährt. Sprühe den Baum mit Metasystox. Lege Dir eine ausreichend große Plastiktüte bereit, in die Du nun den Baum inklusive Schale stellst. Verschließe die Tüte gut. Dann stelle den Baum in der Tüte, an einen vollschattigen Ort und lasse ihn dort zwei Tage stehen. Nach zwei Tagen packe den Baum wieder aus und spritze ihn gut ab. Die Schildläuse sind nun vollständig vernichtet. Der Baum selbst hat in der gespannten Luft viel von dem Pflanzenschutzmittel aufgenommen und ist dadurch noch eine ganze Weile geschützt. Aus diesem Grunde reicht in der Regel eine einmalige Behandlung. Denke aber auch an Deine eigene Gesundheit! Schutzbrille, Atemschutz und Gummihandschuhe solltest Du bei solch einer Aktion dringend tragen.

Besonders alte Eiben beeindrucken uns durch die Eigenart, ihre Rinde in großen Stücken abblättern zu lassen. Dadurch haben die Stämme die unterschiedlichsten Farben, ganz ähnlich den Stämmen von alten Platanen. Die Sache hat für uns Bonsaifreunde aber auch einen entscheidenden Nachteil. Alle möglichen Insekten, Freund und Feind, erschließen die losen Rindenteile als neue Heimat. Darunter lässt es sich nun einmal trefflich überwintern. Persönlich gehe ich da sehr rigoros gegen vor. Ein altes Werkzeug aus meinem Lehrberuf als Stereotypeur und Galvanoplastiker habe ich ein wenig umgeformt. Aus einem alten Polierstahl wurde ein "Rindenknibbler". Du kannst dafür aber sehr gut ein Taschenmesser verwenden. Alle losen Rindenstücke werden damit entfernt. Die Rinde wird damit abgeklopft, um weitere Hohlräume zu entdecken. Mit feinem Schmirgelpapier wird die Rinde weiter gereinigt. Zum Schluss wird der ganze Stamm noch mit feinem Öl abgerieben. Unterschiedliche, leuchtend rote Farbtöne kommen so zu Tage. Ein weiterer Vorteil ist, dass die ausgeprägt maskuline Stammform älterer Eiben besser sichtbar wird.

Wenn Du eine junge Eibe gestalten willst, brauchst Du Dir, in den meisten Fällen, nicht allzu viele Sorgen zu machen, ob der Baum die Gestaltung annimmt. Bei schon älteren Bäumen sieht man sehr oft ausladende Sharibereiche, oder Stämme, die gänzlich ausgehöhlt wurden. Das könnte den Eindruck erwecken, dass eine Eibe so einen Eingriff klaglos hinnimmt. Dem ist nicht so, da kannst Du sicher sein! Erst wenn Du wirklich im Stande bist, zu beurteilen, wo bei einem Eibenstamm die Saftbahnen verlaufen und an welchen Stellen des Stammes ein Saftrückzug vorliegt, solltest Du Dich an solche Gestaltungstechniken herantrauen. Als Bonsaigestalter ist es wichtig, neben den benötigten gestalterischen Fähigkeiten, auch genauestens über die Eigenarten und Bedürfnisse der jeweiligen Baumart Kenntnisse zu erlangen.

Die Rinde dieses Taxus baccata zeigt sehr schöne, alte Rinde, die in länglichen Schuppen abblättert. Überall kommen neue Triebe aus dem alten Holz.

Die Rinde alter Taxus cuspidata ist grobrissiger und bildet große zerrissene Schuppen aus. Entfernt man alte Schuppenteile, kommt eine schöne rote Rinde zum Vorschein.

Dieser kleine Eibenbonsai eines Freundes war vollständig mit Schildläusen befallen. Er bat mich darum, den Baum von den Schädlingen zu befreien.

Die Eibe wurde satt mit einem systemischen Schädlingsbekämpfungsmittel eingesprüht. Dann kam sie für zwei Tage in eine Plastiktüte.

Die Eibe als Bonsai – Teil 2

Worauf Du bei der Pflege von Eibenbonsai achten solltest, möchte ich hier vermitteln und hoffe die Begeisterung für diese schönen Bäume bei Dir zu wecken. Geeignetes Rohmaterial kannst Du in jeder Baumschule kaufen. Meistens ist Taxus baccata im Angebot. Diese Bäume eignen sich für Gestaltungen aufrechter Formen. Mit etwas Glück findest Du auch Taxus cuspidata. Diese Art bietet einen größeren Spielraum bei der Wahl der Gestaltungsform. Wirklich interessante Bäume finden man aber nur sehr selten in Baumschulen.

Lichte Wälder, Nachbargärten, Friedhöfe, verlassene Baumschulen - an solchen Orten lässt sich mit etwas Glück Material finden, welches für eine Bonsaigestaltung hervorragend geeignet ist. Es ist selbstverständlich, dass Du für die genannten Orte auf jeden Fall die Sammelgenehmigung des Eigentümers einholen musst. Außerdem bekommet man mittlerweile gutes Rohmaterial und auch fertige Eibenbonsai im Fachhandel.

Du bist stolzer Besitzer einer Eibe und nun juckt es in den Fingern. Du möchtest Deinen neuen Baum natürlich gleich gestalten. In der Bonsaigestaltung ist eines sehr wichtig, Geduld. Seit 12 Jahren beschäftige ich mich nun schon eingehend mit Eiben als Bonsai. Durch die gemachten Erfahrungen kann ich Dir sagen, dass eine Eibe ihre eigenen Vorstellungen hat, wie sie ihr Leben als Bonsai beginnen will. Wichtig ist also, dass nicht Du als Gestalter Deinen Kopf durchsetzt, sondern das Du lernst, zu verstehen, welchen Weg die Eibe gehen will.

Egal woher Du Deine Eibe hast, vorrangig ist zunächst, sie in ein geeignetes Substrat zu pflanzen. Kommt Dein Baum aus der Gärtnerei, wird er in reiner Blumenerde stehen. Hast Du eine alte Gartenpflanze, wird sie sehr wahrscheinlich einen lehmigen Wurzelballen haben. Blumenerde oder Lehm, beides ist für den Baum auf Dauer in der Schale tödlich. Die Eibe möchte feuchtes Substrat, hasst aber nasse Füße. Aus diesem Grunde kommt nur ein grobes, durchlässiges Pflanzsubstrat in Frage. Gute Erfahrungen konnte ich mit einem Drittelmix von Bims, Lavagranulat und grobem Torf machen. Anstatt Torf kommt natürlich auch Akadama in Frage. Ebenso ist feineres Rindenhumus gut geeignet. Bitte nicht verwechseln mit Rindenmulch. Rindenmulch ist für eine Eibe zu sauer. Alle Zutaten sollten sorgfältig ausgesiebt werden, damit die feinen Anteile die Erde nicht wieder verdichten. Eiben lieben einen kalkhaltigen Standort. Der Bimsanteil im Substrat ist deshalb nötig. Außerdem neutralisiert das Bims die sauren Anteile des Torfs. Anstatt Bims kann man auch Kalksplitt verwenden. Lavasubstrat ist in der Lage sehr viel Wasser zu speichern. Torf, Rindenhumus und ähnliches sorgen für den organisch, humosen Anteil. Mit diesem Substrat kannst Du sicher sein, dass genügend Luft an die Wurzeln kommt und der Baum sich somit bestens entwickelt. Als Deckschicht kann man eine Lage gesiebtes Akadama verwenden.

Bei der Wahl der Schale bedenke bitte , dass in einer flachen Schale eine erhöhte Wasserspannung vorhanden ist. So kann es passieren, dass bei Dauerregen, trotz grober Erdmischung, dass Wasser nicht ausreichend abfließen kann und es aus diesem Grunde zu Staunässe kommen kann. Deshalb sollte bei Dauerregen immer einen Keil unter die Bonsaischale stehen, damit durch die schräge Stellung das Wasser besser abfließen kann.

Eiben haben einen großen Appetit. Deshalb solltest Du Deine Eibe immer gut Düngen. Gebe beim Umtopfen eine Portion Hornspäne oder Knochenmehl (zwei Hände voll auf 10 Liter Erde) mit in das Substrat. Wenn keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind, startest Du den Düngezyklus. Vom Frühjahr bis zum Spätsommer kann man Dünger mit einem hohen, bis sehr hohen, Stickstoffanteil verwenden.

Tannendünger, Guano, Blaukorn, Rasendünger und viele andere sind bestens geeignet. Zum Herbst verwendet man einen Dünger mit geringem Stickstoffanteil, damit die neuen Triebe vor dem Wintereinbruch ausreichend verholzen können. Wenn sich im Frühjahr die Knospen öffnen, lässt sich auch eine Blattdünger gut verwenden. Damit habe ich beste Erfahrungen gemacht. Dünge Deine Eibe regelmäßig im Abstand von zwei Wochen. Bei sehr großer Hitze, im Sommer, solltest Du allerdings den Düngezyklus unterbrechen, da die Pflanzen die Düngeraufnahme einstellen und es zu Verbrennungen an den Wurzeln kommen kann. Taxus cuspidata treibt in der Regel zweimal im Jahr, im Frühling und zu Johannis. Der Johannistrieb ist meistens nicht so stark wie der Frühjahrsaustrieb. Bei guter Pflege und gut gedüngt kann sich auch der Johannistrieb sehr kraftvoll entwickeln. Leidet der Baum, bleibt der Johannistrieb ganz aus. Taxus baccata bringt in unserem Klima mehrere Austriebe. Bei günstigem Wetter treibt sie ständig.

Die Eibe bringt im Frühjahr sowohl Kurz- als auch Langtriebe. Bei Taxus baccata entwickeln sich alle senkrecht wachsenden Triebe zu Langtrieben. Bei Taxus cuspidata wachsen Langtriebe auch in die Breite. Der Kurztrieb wird, je nach Wuchskraft 5 - 10 cm lang. Bei gesunden Bäumen stehen die Nadelblätter der Kurztriebe zumeist gegenständig. Um die Wuchskraft gleichmäßig zu verteilen, sollte man darauf achten, dass alle Triebe nach dem Pinzieren, die gleiche Länge aufweisen. Die Langtriebe können, bei guten Bedingungen, in einem Jahr bis zu 50 cm lang werden. Hier stehen die Nadeln meistens verquirlt. Pinziert man sie auf die gleiche Länge wie gegenständige Kurztriebe, sieht der Baum bald ein wenig unordentlich aus. Gegenständige und verquirlte Nadelblätter finden sich meist bei Taxus cuspidata. Bei Bäumen, die noch im Aufbau sind, lassen sich die Langtriebe natürlich gut zur Stammverdickung einsetzen. Man lässt einfach alle Langtriebe bis zum Herbstanfang durchtreiben. Alle Triebe, die man nicht gebrauchen kann, entfernt man dann wieder. Man sollte dabei allerdings immer die Äste im Auge behalten. Werden sie zu dick, so das sie das Gesamtbild stören, entfernt man die entsprechenden Langtriebe.

Steht erst einmal das Grundgerüst Deiner Gestaltung, entwickeln sich auch relativ schnell schöne Astetagen.

Um eine gute Form zu erreichen, ist Drahten unumgänglich. Wegen der geringeren Durchmesser, ist Kupferdraht ebenso geeignet, wie Aludraht. Im Sommer solltest Du die Drahtung regelmäßig kontrollieren, da das starke Wachstum des Holzes den Draht schnell überwallen lässt. Die Eibe nimmt eine Drahtung gut an, nach einer Saison stehen die Äste zumeist. Starke Äste brauchen länger, bis sie in der neuen Form stehen bleiben. Diese sollte man besser mit Spanndrähten formen.

Dieser Taxus baccata Findling stammt aus einer Hecke und ist über 40 Jahre alt.

Taxus cuspidata Findling aus einer verlassenen Baumschule. Er wurde seit 1995 auf die Gestaltung vorbereitet. Dieser Baum ist von meinem Sohn Kevin gestaltet worden. Den Bericht darüber wird man im Clubheft des BCD Ausgabe 115 lesen können.

Der Jahresaustrieb bei Taxus cuspidata. Hier sehen wir einen Kurztrieb, ca. sieben cm lang. Der Johannistrieb ist noch weich und nur zwei cm lang.

Der Jahresaustrieb bei Taxus baccata. An diesem Findling kamen im Anzuchtbeet nur Langtriebe. Der Baum hat sich bestens erholt und ist bereits auch in der Gestaltung.

Die Eibe als Bonsai – Teil 1

Dieser Bericht ist im Clubheft des BCD „Bonsai“ in der Ausgabe 101 erschienen:

Die Gemeine Eibe (Taxus baccata) ist ein immergrüner, zweihäusiger Nadelbaum, der bis 15 m, seltener auch bis 20 m hoch werden kann. Bei wild wachsenden Exemplaren wächst die Krone breit kegelförmig, bei mehrstämmigen Bäumen sehr breit, ausladend. Die Rinde ist in jungen Jahren rötlich, bei alten Bäumen braungrau, meist in breiten Stücken zerrissen und abblätternd. Die Nadelblätter sind bis 4 cm lang und ca. 3mm breit. Von Februar bis April ist die Blütezeit. Männliche Blüten finden sich zahlreich an der Unterseite der letztjährigen Triebe. Sie sind kugelig oder länglich geformt. Weibliche Blüten sind eher unauffällig, einzeln verteilt und leicht mit normalen Triebknospen zu verwechseln. Der Samen entwickelt einen fleischigen, roten Samenmantel.

Die Eibe liebt einen schattigen Standort auf lockeren, humosen und sickerfeuchten Boden. Der langsam wachsende Baum ist in ganz Europa als Einzelexemplar beheimatet. Geschlossene Bestände sind nur selten zu finden.

Achtung! Alle Teile der Eibe, außer der rote Samenmantel, sind giftig.

Die Japanische Eibe (Taxus cuspidata) ist eng mit der Gemeinen Eibe verwandt. Sie hat etwas dornigere Nadelblätter. Die Wuchsform ist anders als bei T. baccata ausladend und geht meist sehr in die Breite. Der Samenmantel ist kugelig.

Die chinesische Eibe Taxus chinensis, oder auch Taxus celebica genannt, kommt in unseren Breiten nur sehr selten in den Verkauf. Mit etwas Glück findet man Sämereien dieser Art und kann es auf diesem Weg mit der Aufzucht einer solchen Eibe versuchen. Ein auffälliges Merkmal von T. celebica ist der, auch im reifen Zustand, grünliche Samenmantel.

Als Bonsai ist uns die Eibe, vor allem durch wunderschöne Gestaltungen von Taxus cuspidata, bekannt geworden. Inspiriert von den Arbeiten der japanischen Meister, machten europäische Bonsaigestalter schon frühzeitig Versuche mit der einheimischen Eibe (Taxus baccata). Schnell erwies sich, dass T. baccata der japanischen Art, in Bezug auf die Bonsaitauglichkeit, in nichts nachstand.


Als Mehrfachstamm wächst Taxus baccata sehr breit, ausladend. Hier als 50-jähriger Strauch im Vorgarten.

Eine alte Eibe als Stadtbaum. Aus der Entfernung wirkt die breite kegelförmige Krone oftmals wie ein Laubbaum.


Oben ist die birnenförmige Frucht von Taxus baccata zu sehen. Darunter die kugelige Frucht von Taxus cuspidata. Beachte bitte auch die unterschiedliche Form der Benadelung.

Ein Taxus cuspidata Findling. Die japanische Eibe wird bei uns als Gartenpflanze immer beliebter. Deshalb findet man auch schon Bäume , die über zwanzig Jahre alt sind. Dieser Baum ist knapp 50 Jahre alt und ist mittlerweile im Besitz von Michael Tigges.