Montag, 7. April 2008

Eine unmögliche Schwarzkiefer Teil 6

Hier sind nun alle Äste gedrahtet. Um die Krone in diese Form zu bringen war stellenweise ein erheblicher Kraftaufwand nötig. Gerade in der Kronenspitze ging es nicht ohne leichte Bruchschäden ab. Deshalb können die Kronenäste zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in ihre Endposition gebracht werden.

Es war ein großer Vorteil, dass die Biegung des Hauptastes über zwei Jahre sehr sanft erfolgte. Das hätte man nicht in einem Rutsch machen können. Dabei wäre der Baum in Gefahr gewesen, die Gestaltung nicht zu überleben. So war bei dieser Grundgestaltung nur noch der Aufbau der Krone nötig und der war Störung genug für diesen Baum.

Der Blick von vorne zeigt noch ein wirres Durcheinander von Ästen und Nadeln. Erst wenn der Baum seinen diesjährigen Austrieb verfestigt hat und die alten Nadeln entfernt werden können, wird sich das Bild klären.

Die Rückansicht zeigt nun den ganzen geschwungenen Stamm. Das setzt sich bis in die Spitze fort und wirkt dadurch natürlich.

Das vorläufige Gestaltungsergebnis. Der obere Teil ist noch nicht in seiner besten Position, Das werde ich im Herbst korrigieren. Wenn dann die Nadeln geschnitten sind, wird aus dem ehemaligen dünnen Zweig eine schöne Halbkaskade entstanden sein.

Hier noch einmal der Baum vorher und das erreichte Ziel.

Auf einer einwöchigen Yamadoritour mit dem Freund, von dem ich diesen Baum bekam, redeten wir auch über das Lieblingsmaterial, was wir zur Gestaltung haben. Er denkt da so wie ich, dass gerade die augenscheinlich ungeeigneten Bäume nicht nur die größte Herausforderung sind, sondern bei der Gestaltung auch am meisten Spaß bereiten. Wohl ein Grund, warum er seinerzeit diesen Baum überhaupt sammelte.

Der Baum hat nun erst einmal seine Ruhe. Später wird natürlich noch die alte Schnittstelle als Jinpartie herausgearbeitet. Dann wird er auch eine besser passende Schale bekommen und dann werde ich hier die Fortschritte zeigen.


Eine unmögliche Schwarzkiefer Teil 5

Da die Äste, die das gesamte Grün tragen, harte Richtungsänderungen machen sollen, war ein Tapen mit Mullbinden nötig. Die Schwarzkiefer hat sehr flexible Äste, weshalb ich nur mit Mullbinden bandagiert habe. Das Gummitape wollte ich mir sparen, da es sowieso nur eine kurze Zeit am Baum verbleiben kann. Lässt man dieses Tape zu lange am Baum kann der getapte Ast absterben. Nach dem sehr festen einwickeln mit den Mullbinden habe ich diese erst einmal ordentlich Nass gemacht und eine Stunde stehen gelassen. Die Borke war durch die feuchte Witterung in den letzten Tagen auch nicht wirklich trocken, weshalb die Äste damit genügend geschützt waren.

Bei der Ansicht von vorne sieht man den gesamten getapten Bereich. Auf dem Bild kann man die dicke der Äste schlecht einschätzen, aber es war eine Menge Draht nötig, um die Äste in Form zu bringen.

Der untere Ast benötigte einen 6 und einen 5mm Draht. Damit liess er sich in seine neue Position biegen. Im oberen Teil legte ich zwei 6mm Drähte an. Eigentlich haben die noch nicht gereicht und ich hätte zwei 8mm Drähte nehmen müssen. Leider bekommt man diese Drahtstärke nur selten im Fachhandel zu kaufen.

Aber mit diesen Drähten ging es schon so einigermassen gut. Die Äste sind in eine erste Position gebracht. Der obere Ast liess sich allerdings nicht darin halten. Also war zum Schluss doch noch ein Spanndraht nötig. Zunächst mussten aber alle anderen Zweige auch noch gedrahtet werden.

Langsam nahm der Baum seine Form an. Der obere Teil der Baumkrone war noch nicht kompakt genug. Der lange Ast, der nach oben zeigt musste noch entfernt werden.

Eine Schwarzkiefer ist vom Erscheinungsbild wesentlich grober als zum Beispiel eine Pinus sylvestris. Auch feine Äste sind eher dick. So war der dünnste Draht auch 2mm dick.


Eine unmögliche Schwarzkiefer Teil 4

Im April 2008 machte ich dann die Grundgestaltung. Es bestand die Möglichkeit, dass der gebogene Ast noch nicht in seiner Position verbleiben würde. Das ist aber kein Problem, da er jetzt leicht wieder in diese Form gebracht werden kann (der Baum hat die Position angenommen und wird sich mit Draht darin halten lassen).

Der Baum ist sehr gesund. Die Nadeln sind jetzt sehr lang, was ihm auch nach der Grundgestaltung ein wirres Aussehen geben wird.

Von vorne betrachtet steht das Grün in einer Linie zum Stammansatz. Das wird sich gut ordnen lassen und bestimmt schön in Etagen legen lassen.

Die geplante Rückansicht.

Als Gestaltungsziel ist nun eine Halbkaskade geplant. Um das einigermaßen glaubwürdig erscheinen zu lassen, wird es nicht möglich sein, dass Grün direkt über den Stammansatz zu legen. Die Windungen des Haupastes sollten sich bis in die Spitze der Gestaltung fortsetzen. Die Halbkaskade senkt sich auch nicht tief herab, was eine schöne, nicht so hohe Halbkaskadenschale in Aussicht stellt.

Zunächst wurden alle Spanndrähte entfernt. Der Grünbereich hatte seine Position noch nicht verfestigt und stellte sich wieder etwas weiter über den Hauptast. So war dann genügend Platz vorhanden, um aus zwei abgestorbenen Ästen Jins zu machen.

Bei Kiefern mache ich alle Jinarbeiten grundsätzlich mit der Jinzange. Hierbei kann man, auch bei schon trockenem Holz, sehr gut die Fasern ausziehen und es entsteht ein natürlicher Eindruck. Mit dem Gaslöter entfernt man anschliessend alle feine Fasern. Das geht schnell und sieht ganz natürlich aus.


Eine unmögliche Schwarzkiefer Teil 3

Das ganze Jahr wurde dafür verwendet, den Hauptast und den Grünbereich in ihre endgültige Position zu bringen.

Im Frühjahr 2007 sieht man, dass die erste Biegung des Astes schon sehr eng anliegt. Dort berührt sich die Rinde und weiteres Biegen war nicht mehr möglich. Der Grünbereich sollte nun noch auf diese erste Biegung aufgelegt werden.

Hier ist von oben zu sehen, wie eng die erste Biegung geworden ist.

Direkter Kontakt, näher geht nicht.

Im Sommer ist der Grünbereich ein gutes Stück näher zum Stamm gekommen. Der Baum wird immer kompakter.

Im Spätsommer ist das Ziel erreicht. Der gesamte Grünbereich liegt auf dem Hauptast und in direkter Linie zum Stammansatz. Aus dieser Position heraus kann dann die Grundgestaltung gemacht werden.

Eine unmögliche Schwarzkiefer Teil 2

Die Biegung zum Stammansatz hin ging relativ leicht vonstatten. Das Grün dann aber wieder auf den Ast zu legen dauerte einige Wochen länger.

Hier sieht man schon sehr gut, wie dicht sich der Hauptast an den Stammansatz bringen liess. Aus der zukünftigen Ansichtsseite betrachtet, wirkte es schon ganz natürlich.

Ein Blick von oben gibt aber Aufschluss darüber, dass an dieser Kreisform noch gearbeitet werden muss. Das ganze sah zu diesem Zeitpunkt, im Frühjahr 2007, doch noch sehr symmetrisch aus und es musste noch wesentlich härter gespannt werden.

Der Biegewinkel steht hier noch einmal ein Stück enger. Hier war aber fast das machbare erreicht. Weiter biegen konnte man nur noch mit sehr grosser Kraftanstrengung, es bestand auch schon die Gefahr, dass der Ast dabei brechen würde.

Um das Biegeergebnis besser beurteilen zu können, war zunächst ein erstes Umtopfen nötig geworden. So nahm ich den Baum aus seinem Topf, um mir einen Eindruck über die Wurzeln machen zu können. Das war sehr befriedigend. Der Wurzelballen hatte eine gesunde Mykhorizza und war sehr fest. So kam der Baum in eine passende Schale und konnte darin auch schon gleich in seine endgültige Position gebracht werden. So konnten im Jahr 2007 dann noch weitere Korrekturen bei den Abspannarbeiten vorgenommen werden.

Eine unmögliche Schwarzkiefer Teil 1

Im Jahr 2005 bekam ich diese Schwarzkiefer (Pinus nigra austriarca) von einem sehr guten Freund aus dem Süden Deutschlands als Geschenk überreicht. Der Baum wurde im April 2004 gesammelt. Er war einmal ein aufrecht wachsender Baum, an dem es allerdings nicht viel interessantes zu entdecken gab. Aus dem Stammfuss ging noch ein langer, dünner Ast ab. Auf diesen Ast wurde der Baum gekürzt. Der Baum blieb bis zum Frühjahr 2006 unberührt. Zunächst sollte er sich erst einmal in meinem Garten akklimatisieren. Das tat er auch direkt. Der Zuwachs im ersten Jahr war sehr üppig und die Nadeln wurden sehr lang und Gesund.

Wenn man sich den Baum anschaute, kam eigentlich nur ein Gestaltungsweg in Betracht, eine Kaskade. Auf dem ersten Bild aus dem Jahre 2006 sieht man aber auch, wo an diesem Gestaltungsweg die Probleme lagen. Der Stammansatz war sehr dick und aus dem dicken Stamm schlängelte sich ein relativ dünner Kaskadenast. Weit unten verzweigte sich dieser Ast in zwei ziemlich gleichwertige Äste. So eine Gestaltung würde wohl über sehr lange zeit kaum glaubwürdig erscheinen. Die Missverhältnisse in den Proportionen wären zu krass.

Von vorne aus betrachtet sieht man, wie weit das erste Grün vom Stammansatz entfernt ist. Sollte eine Gestaltung dieses Baumes stimmig werden, müssten die Grünbereiche sehr viel näher an den dicken Stammansatz gebracht werden. Auch der im Verhältnis zu dünne Hauptast dürfte nicht mehr in seiner ganzen Länge zu sehen sein. Der ganze Baum musste viel kompakter werden.

Die Schnittstelle zeigt, dass es sich noch nicht um einen sehr alten Baum handelt. Bis heute ist er ca. 25 Jahre alt. Dafür hat er schon eine sehr schöne, alte, schuppige Borke.

Mein Plan sah dann so aus, dass ich den ganzen Haupast soweit drehen wollte, bis das Grün über dem Stammansatz stehen würde. Das war allerdings eine sehr weite Strecke. Der Baum würde einen Knoten erhalten. Außerdem dürfte diese Aktion dann auch nicht künstlich erzeugt aussehen. Es könnte dann sogar dazu kommen, dass der Hauptast eineinhalbmal um sich selbst geschlungen werden musste. Je nachdem wie der Eindruck des Astes im Endeffekt war. So fing ich im April 2006 an mit Spanndrähten den Ast in Richtung Stamm zu ziehen.


Das Holz der Schwarzkiefer ist sehr flexibel. Man kann sie gut biegen, wenn es nicht übertrieben wird auch ohne Bandagen anlegen zu müssen. Das Biegen des Astes sollte hierbei sehr schonend vonstatten gehen, deshalb wurden die Spanndrähte nur alle paar Wochen weiter gespannt. Der Ast musste nicht nur zum Stammansatz hin bewegt werden, sondern der gesamte Grünbereich dann auch noch wieder auf den Ast gelegt werden. Dieser stand durch die Biegerei nämlich sehr bald steil nach oben und der ganze Baum machte den Eindruck einer Kobra, die aus ihrem Korb kommt. Hier bestätigte sich dann meine Vermutung, dass der Ast wohl eine Biegung eineinhalbmal um seine Achse bekommen muss.