Samstag, 10. April 2010

Forsythia x intermedia - TiTanuki

Dies ist die Fortsetzung der "unendlichen Forsythiengeschichte", die Sie HIER finden.
Dieser Artikel ist in der Zeitschrift "Bonsai" Ausgabe 123 erschienen.




Von Reiner Vollmari

Die Geschichte der hier vorgestellten Forsythie ist schon sehr lang. Seit 22 Jahren pflege ich dieses Bäumchen und habe seither immer wieder Reparaturarbeiten an ihrem Stamm vornehmen müssen.
Im Clubheft Nr. 92, aus dem Jahre 2001 berichtete ich schon einmal über diese Forsythie, dessen Geschichte ich nun weiter erzählen möchte.
1986 bekam ich die Forsythie in meinen Besitz. Es dauerte einige Jahre bis ich die jetzige Form durch verschiedenen Schnitttechniken provoziert hatte. Das Problem seit jeher war das Totholz, was vom Wuzelansatz ausging. Diese Wunde war von Anfang an an dem Bäumchen und wurde von mir über den ganzen Stamm erweitert. In den ersten Jahren bekam man noch kein Jinmittel zu kaufen. Damals konservierte ich das Holz mit Zitronensäure, was aber auf Dauer keinen Schutz bot. So waren bald Reparaturarbeiten an dem Totholz nötig. Am Stammfuß baute ich eine Prothese aus Eibenholz ein, die mit Glasfaserspachtel und einem Holzdübel befestigt wurde. So war der untere Bereich auch über einen längeren Zeitraum konserviert. Nur, dass Holz der Forsythie ist sehr weich und zersetzt sich im Laufe der Jahre immer mehr. Das passiert auch, wenn das Holz gut geschützt ist und nicht fault.
So waren immer wieder Holzteile zu ersetzen und der Stammshari verlor allmählich sein natürliches aussehen.


Die Forsythie im März 1993. Mit diesem Bild war ich bei den Gewinnern eines Leserwettbewerbs der Zeitschrift “Bonsai-Praxis workshop”.


1995 war der Stammansatz verfault und wurde mit Eibenholz repariert.


Eine Aufnahme von 1998. Bis dahin waren noch einige weitere Reparaturarbeiten am Totholz nötig.

Im Jahr 2002 löste sich ein großer Teil des unteren Holzes auf. Durch das jahrelange auftragen von Jinmittel hatte sich eine richtige Kalkschale auf dem Holz gebildet, ähnlich einer Eierschale. Diese brach im Frühjahr dieses Jahres und es rieselte pulvertrockener Holzstaub aus dem Stamm. Man brauchte nur pusten und der untere Stammbereich war hohl geworden. Das ganze wurde dann noch einmal komplett mit Glasfaserspachtel ausgefüllt und in Form geschliffen. Nun waren diese Ausbesserungsarbeiten sehr deutlich zu erkennen.
Der Baum hatte mir mehrere Preise eingebracht und da trennt man sich nur sehr ungern von ihm. Er bekam eine art “Gnadenbrot” auf meinem Bonsairegal. Er war nicht mehr vorzuzeigen, aber er war mir zu sehr ans Herz gewachsen als das ich mich so einfach von ihm trennen konnte.
So stand das Bäumchen weitere drei Jahre auf dem Regal. In dieser Zeit wurde das restliche Holz auch immer unansehnlicher. Aber die Forsythie zeigte mir auch immer, dass sie noch nicht am Ende war. So schön, wie in diesen drei Jahren hatte sie vorher nie geblüht. Deshalb wollte ich sie auch nicht aufgeben und wusste aber nicht, wie ich sie zu neuem Glanz führen könnte.
Im Frühjahr 2005 brach dann ein grosses Stück Holz am Stammfuss weg. Dieser Bereich gab dem Baum bisher immer auch seine Standfestigkeit. Nun war der Baum instabil und in Gefahr, dass er ganz umbrach.
Da dieser Totholzbereich nun durch anflicken von anderen Holzstücken nicht mehr zu retten war, fräste ich das restliche Totholz im unteren Stammdrittel komplett aus. Nur ein kleiner Rest gesunden Holzes blieb stehen und der Stamm war stellenweise nur noch 5 mm dick. Damit die Forsythie nun nicht umbrach, befestigte ich sie an einem Essstäbchen. So blieb der Baum das ganze Jahr stehen und ich wusste nicht, was ich nun mit ihm machen sollte.
Anfang 2006 entfernte ich dann das ganze Totholz, bis in die Spitze des Baumes. Mir war nur klar, dass ich nicht wieder Flickwerk machen wollte und Holz einer anderen Baumart wollte ich nun auch nicht wieder verwenden.
Damit das verbliebene Holz aber nicht faulen konnte, versiegelte ich es komplett mit Zweikomponentenharz. Das Harz wurde so lange aufgetragen, bis eine dicke Schicht das Holz bedeckte. So war der Baum bestens geschützt und die anschliessende Blüte war besonders schön. Der Baum forderte mich wohl auf, mir über seine Zukunft mehr Gedanken zu machen.
eine richtige Kalkschale auf dem Holz gebildet, ähnlich einer Eierschale. Diese brach im Frühjahr dieses Jahres und es rieselte pulvertrockener Holzstaub aus dem Stamm. Man brauchte nur pusten und der untere Stammbereich war hohl geworden. Das ganze wurde dann noch einmal komplett mit Glasfaserspachtel ausgefüllt und in Form geschliffen. Nun waren diese Ausbesserungsarbeiten sehr deutlich zu erkennen.
Der Baum hatte mir mehrere Preise eingebracht und da trennt man sich nur sehr ungern von ihm. Er bekam eine art “Gnadenbrot” auf meinem Bonsairegal. Er war nicht mehr vorzuzeigen, aber er war mir zu sehr ans Herz gewachsen als das ich mich so einfach von ihm trennen konnte.
So stand das Bäumchen weitere drei Jahre auf dem Regal. In dieser Zeit wurde das restliche Holz auch immer unansehnlicher. Aber die Forsythie zeigte mir auch immer, dass sie noch nicht am Ende war. So schön, wie in diesen drei Jahren hatte sie vorher nie geblüht. Deshalb wollte ich sie auch nicht aufgeben und wusste aber nicht, wie ich sie zu neuem Glanz führen könnte.
Im Frühjahr 2005 brach dann ein grosses Stück Holz am Stammfuss weg. Dieser Bereich gab dem Baum bisher immer auch seine Standfestigkeit. Nun war der Baum instabil und in Gefahr, dass er ganz umbrach.
Da dieser Totholzbereich nun durch anflicken von anderen Holzstücken nicht mehr zu retten war, fräste ich das restliche Totholz im unteren Stammdrittel komplett aus. Nur ein kleiner Rest gesunden Holzes blieb stehen und der Stamm war stellenweise nur noch 5 mm dick. Damit die Forsythie nun nicht umbrach, befestigte ich sie an einem Essstäbchen. So blieb der Baum das ganze Jahr stehen und ich wusste nicht, was ich nun mit ihm machen sollte.
Anfang 2006 entfernte ich dann das ganze Totholz, bis in die Spitze des Baumes. Mir war nur klar, dass ich nicht wieder Flickwerk machen wollte und Holz einer anderen Baumart wollte ich nun auch nicht wieder verwenden.
Damit das verbliebene Holz aber nicht faulen konnte, versiegelte ich es komplett mit Zweikomponentenharz. Das Harz wurde so lange aufgetragen, bis eine dicke Schicht das Holz bedeckte. So war der Baum bestens geschützt und die anschließende Blüte war besonders schön. Der Baum forderte mich wohl auf, mir über seine Zukunft mehr Gedanken zu machen.



Der untere Stammbereich ist weggebrochen. Dadurch wurde die Forsythie instabil und stand nicht mehr fest auf ihren Wurzeln.


Hier sieht man, dass der gesamte untere Bereich nur aus Spachtelmasse bestand. Das restliche Holz war butterweich.


Nach dem Fräsen. Der Stamm war extrem dünn und drohte zu brechen.


Ein verankertes Essstäbchen gab dem Baum für den Rest des Jahres genügend halt. Es war eine vorläufige Notlösung.


2006, dass komplette Totholz ist bin die Spitze des Baumes entfernt. Nur eine sehr dünne Schicht stabiles Holz blieb übrig.


Mit Zweikomponentenharz wurde das Holz vor weiterem Verfall geschützt.


Vor dem anschließenden Umtopfen blühte die Forsythie wieder sehr schön.

Ein Neuanfang

Da fiel mir wieder ein Gespräch ein, dass ich mit Michael Tigges auf der langen Autofahrt zur Sakka-Ten 2004 geführt hatte. Da haben wir darüber gesprochen, wie es wohl aufgenommen würde, wenn man an einem Baum einen Jin- oder auch Sharibereich einmal nicht aus Holz gestalten würde, sondern man nähme dazu geschliffenes Metall. Das würde man in den Baum einbauen, sodass alles natürlich verwachsen erscheinen würde. Wäre das Kunst? Das Gespräch ging auch soweit, dass wir feststellten, dass es viele Menschen ja auch als sehr hilfreich empfinden, wenn kaputte Gelenke durch Titanimplantate ersetzt würden. So etwas gibt es ja teilweise sogar für Tiere.
Nun hatte ich einen Baum, der konnte nicht mehr alleine stehen. Der Totholzbereich musste ersetzt werden. Die Forsythie sollte nun ein Tanuki werden.
Also sprach ich mit dem Michael Tigges und er erinnerte sich auch gleich an unser damaliges Gespräch. So nahm er den Baum mit und wollte sich Gedanken machen, ob ein Stammersatz aus Metall überhaupt machbar ist. Erste Gedanken gingen in die Richtung von einem Bronzeguss. Das wäre aber sehr schwierig geworden, da Michael dann erst eine Gussform von dem Stamm hätte machen müssen.
Ein paar Wochen später rief Michael an, um mir mitzuteilen, dass er ein Titanstück als Stammersatz formen wollte.
Nun sah ich für den Rest des Jahres die Forsythie nicht mehr. Michael hatte sich eine geradezu unglaubliche Arbeit vorgenommen. Wer Titan kennt, weiß das es das härteste Metall überhaupt ist. Mit normalen Mitteln lässt es sich so gut wie gar nicht formen.
Um die passenden Biegungen des Stammes zu machen, musste Michael das Titan zunächst auf ca. 1200°C erhitzen. Nur dann konnte er es mit dem Schmiedehammer um wenige Millimeter verbiegen. Das anschließende Schleifen des Titan dauerte dann sehr lange und verbrauchte eine riesige Menge an Schleifscheiben. Michael hat das Titanstück sehr exakt eingepasst. Das alles ist reine Handarbeit und zeigt deutlich Michaels meisterliches Talent beim Umgang mit solchen Materialien.
Niemand anderes hätte diese Arbeit für mich machen können oder hätte die Ausdauer dazu aufgebracht.
Zum Ende des Jahres 2007 kam Michael dann mit dem Baum zu Besuch. Sie können sicher sein, dass mir die Kinnlade herunterfiel, als ich das erste Zwischenergebnis sah.
Uns war gleich klar, dass der neue Stamm farblich nicht neutral bleiben sollte. Mit Hilfe eines Schweißbrenners kann man jedes Metall färben. Je nach Hitze erreicht man so einen Farbton von Gelb über Rot zu Blau und zum Schluss ein Grau. Michael hatte in einem ersten Versuch das Titan Blau eingefärbt.
Wir überlegten sehr lange, ob wir das so lassen sollten. Die Wirkung ist sehr extrem, aber gerade die konträre Farbgebung des Stammes gibt dieser Gestaltung ihre unnachahmliche Wirkung.
Auf meinem Wunsch hin versuchte Michael aber auch noch den Stamm Rot zu färben. Die rote Farbe ist sehr schwierig zu erzielen. Die exakte Dosierung der Hitze kann man mit einem Schweißbrenner kaum erreichen. So gab sich Michael noch einmal eine große Mühe, den Stamm in einem sehr intensiven Blau einzufärben. Das ist ihm sehr gut gelungen.
Im Frühjahr 2008 brachte er dann den Baum zu mir. Durch die vielen Störungen des letzten Jahres blühte der Baum nur mäßig, war aber trotzdem sehr gesund.
Nun sollte die Forsythie noch eine Schale bekommen, die das bisher erreichte würdig unterstreichen sollte.
Es kam nur eine Schale in Frage. Diese Schale hatte ich schon seit einigen Jahren in meinem Besitz. Horst Heinzlreiter hat sie getöpfert. Diese Schale ist in einem orangefarbenen Ton glasiert, mit vielen Schattierungen bis ins Schwarze. Um diesen Farbton zu erhalten sind auch mehrere Arbeitsgänge nötig, welche aber Horst Heinzlreiters Geheimnis bleiben sollen.
Weil diese Schalenfarbe die Blüte der Forsythie wunderbar unterstreicht und natürlich, weil sie ebenso schwierig herzustellen ist, war sie wie für diese Forsythie gemacht.



Der neugeformte Titanstamm in einer ersten Passprobe. Die Metallfärbung war noch nicht komplett und wurde später noch einmal verbessert.


Nach dem Umtopfen. Die Blüte ist durch die vielen Störungen der letzten Zeit etwas verhalten.


Tiefer Frost und hoher Schnee im Winter. Man könnte meinen der Titanstamm lebt. Ständig zeigt er andere Farben.

Kunst?

Nun bleibt die Frage offen, darf man so etwas machen und was hat das noch mit Bonsai zu tun?
Sie sollten wissen, diese Forsythie ist nun nicht mehr meine Forsythie. Zumindest gehört sie nicht mehr mir alleine. So wie sie jetzt ist, ist sie ebenso Michael Tigges Arbeit.
Michael Tigges hat als Kunstschmied in früheren Zeiten auch Ausstellungen mit eigenen Bronzeplastiken in einer Galerie durchgeführt. Er ist also ein Künstler. Bei dieser Forsythie sind unsere Visionen zusammen gekommen. Bei mir wäre das nur eine Vision geblieben. Michael ist der Mensch, der dieser Vision ein Gesicht geben konnte.
Ist aus dieser Forsythie nun Kunst geworden? Die Gestaltung der Forsythie, solange ich sie gestaltete, war keine Kunst. Bestenfalls war das kontemporäre Bonsaigestaltung. Was Michael Tigges nun daraus geformt hat, dass ist Kunst. Das sage ich auch deshalb, weil Sie das nur sehen können, wenn Sie den Baum real betrachten. Ihr Auge kann das gesehene zunächst nicht einordnen. Zu fremd erscheint dieses Gebilde. Sie sind gezwungen sich damit auseinander zu setzen. Lassen Sie sich darauf ein, sehen Sie einen Bonsai der Reife zeigt. Eigentlich passt alles gut zusammen, aber dieses Blau. Dieser blaue Titan verwirrt den Betrachter wirklich. Bisher habe ich die Forsythie nach der Neugestaltung zweimal ausgestellt. Sie war jedes Mal ein großes Gesprächsthema. Die Leute rätselten, woraus dieser Stamm gemacht ist. Das war auch für uns sehr spannend, wenn Leute fragten, wie man bloß Glas so geformt bekommt, dass man es in einen Baum einpassen kann.
Es war bisher also immer ein Rätsel, was dieser Stamm ist und woraus er gefertigt wurde.
Dann konnte man feststellen ,dass dieser Baum die Leute sehr polarisiert. Ein Teil ist sehr begeistert und lässt sich von dem geheimnisvollen Aussehen verzaubern, während andere die Forsythie ablehnen und überhaupt Schwierigkeiten haben einer solchen Gestaltung Verständnis entgegen zu bringen.
Dazu möchte ich die Bewertung bei den NRW-Bonsai-Tagen als Beispiel nennen. Diese Forsythie habe ich bis vor der Neugestaltung zweimal bei den NRW-Bonsai-Tagen ausgestellt. Beide Male bekam ich einen Preis der Jury. Nun wollte ich gerade dort das Bäumchen in seiner neuen Gestalt erstmalig präsentieren. Die Enttäuschung war groß, wir wurden mit 30 Punkten Abzug, zur letzten Bewertung, geradezu abgestraft.
Bitte verstehen Sie dies nicht als Kritik an unseren Bewertern, sie haben ihren Job nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Es zeigt nur, wie sehr der Baum nun polarisiert.
Im Forum des internationalen “Internet Bonsai Club” zeigte ich den Baum dann auch noch. Dort waren die Reaktionen sehr positiv. Auf einer anderen Ausstellung hatte Walter Pall eine Baumbesprechung gemacht. Dort besprach er auch diese Forsythie. Im “Internet Bonsai Club” schrieb er dazu:
“In my public tree critique I said that this reverse tanuki will go into bonsai history. I said that it is not only extremely interesting but also a good looking bonsai by now. With the stand that Reiner made I could see it on the Gingko Award if it passes the judges. If I were the judge, I would take it..”
Ob nun Kunst oder nicht, Bonsai oder nicht, muss jeder für sich selber entscheiden. Eine weitere Gestaltung wie diese werden wir nicht mehr machen. Diese Forsythie soll einzigartig bleiben. Mag auch jeder anders darüber denken, hat sich trotzdem die Arbeit an dieser Forsythie gelohnt. Sie bringt die Menschen ins Gespräch und das ist ein Ziel, welches wir erreichen wollten.



Herbstfarben. Auch das passt hervorragend zur Farbe der Schale.
Diese Aufnahme ist auch das Titelbild der Zeitschrift "Bonsai" Ausgabe 123.



Klicken Sie bitte ind Bild und schauen es sich vergrößert an. Hierbei handelt es sich um eine HDR-Aufnahme. Eine Fotografiertechnik die aus drei Einzelbildern besteht und aus jedem Bild werden die Bereiche mit der besten Zeichnung verrechnet und in die Komposition eingefügt.


Die Forsythie auf einem Tischchen. dass ich für Ausstellungen gebaut habe. Auch hier können Sie durch Klicken ins Bild eine größere Ansicht bekommen.

Forsythia x intermedia - Zu guter letzt

Zusammenfassung

Sie haben nun eine große Menge an Informationen zur Aufzucht der Forsythie bekommen. Abschließend möchte ich das wichtigste noch einmal zusammenfassen.

Entwickeln Sie den Wurzelballen Ihrer Forsythie von Anfang an. Gleichen Sie die Wuchskraft der Wurzeln bei jedem Umtopfen aus. Bei aufrechten Baumformen behalten Sie nur Wurzeln die radial wachsen. Bei Bäumen, die in der Wurzelstammform oder über einen Stein gezogen werden belässt man nur die senkrecht wachsenden Wurzeln.
Topfen Sie jedes Jahr um. Wählen Sie nur ein gut wasserdurchlässiges Substrat.
Düngen Sie nur wenig, aber nicht vor dem Frühjahrsaustrieb. Besser ist eine Düngung im Spätsommer.
Nach der Blüte alle Blütenstände entfernen. Keinen Samen ausreifen lassen.
Bei jedem Rückschnitt mindestens ein Blatt an jedem Ast belassen, ansonsten droht der Verlust des Astes.
Große Schnittwunden immer mit der japanischen Wundknete verschließen. Gerade die Forsythie schließt ihre Wunden besonders gut wenn man diese Knete verwendet.
Jedes Jahr, nach dem Umtopfen, durch die beschriebenen Schnitttechniken alle Knospen zum Austrieb bringen. Keinen kompletten Blattschnitt machen. Wenn ein Blattschnitt nötig wird, alle Blätter um zwei Drittel reduzieren.
Nur Drahten, wenn man das gut beherrscht. Die hohlen Ästchen brechen sehr schnell.
Überwintern Sie Ihre Forsythien geschützt. F. ist natürlich sehr winterhart, wird aber nach sehr harten Wintern vom neu aufgetauchtem Pseudomonas-Bakterium befallen.

Fazit

Seit weit über zwanzig Jahren beschäftige ich mich mit der Forsythie in der Bonsaigestaltung. Lange Zeit musste ich mit den Nachteilen dieser Pflanzenart leben und da sie mich störten, wollte ich herausfinden wie man sie umgehen kann.
Nur langsam bekam ich heraus, welche Techniken nötig sind, um aus einer Forsythie einen ansehnlichen Bonsai zu gestalten.
Die wichtigste Erkenntnis ist jedoch die, dass es zwingend nötig ist, alle Bedingungen für die Forsythie zu optimieren. Nur so entwickelt sie sich enorm schnell zu einem schönen Bonsai.
An diesem Portrait habe ich fünf lange Jahre gearbeitet. Immer wieder kamen neue Erkenntnisse hinzu. So war ein ständiges Überarbeiten meiner Aufzeichnungen nötig. Das letzte große Geheimnis dieser Pflanzenart ist für mich, wie man auch ältere Äste dazu bewegen kann, wieder in Stammnähe auszutreiben. Die Hoffnung, auch dieses Rätsel zu lösen, habe ich noch nicht aufgegeben. Der Lernprozess ist für mich noch lange nicht beendet.
Wie Sie bestimmt bemerkt haben, begeistert mich diese Pflanzenart sehr. Schon in meiner Kindheit fühlte ich mich von den so schön blühenden Forsythiensträuchern magisch angezogen. So war es für mich, nach meinem Start ins Bonsaihobby, keine lange Überlegung die Forsythie als meinen Specimenbonsai zu betrachten. Das soll heißen, ich wollte mich auf diese Pflanzenart spezialisieren.
Wenn ich mit diesem Bericht nun dieselbe Begeisterung für einen Forsythienbonsai bei Ihnen wecken konnte, hat sich diese Arbeit gelohnt. Sehr schnell werden Sie feststellen, so spröde ist sie gar nicht und eine Schönheit ist sie sowieso.

Forsythia x intermedia - Überwinterung – Krankheiten

Überwinterung – Krankheiten
Dieses Kapitel ist bereits eine Aktualisierung auf einige, bisher gemachte Äusserungen.
Im Baumportrait schrieb ich -
„Krankheiten kommen bei der Forsythie nur äußerst selten vor. Selten kommt es zu Zweigsterben (Sclerotinia sclerotiorum). Als sonstige Krankheit kann dann nur noch Wurzelfäule genannt werden. Diese ist der Bonsaifreund aber meistens selber in Schuld, da er dann ein ungeeignetes Pflanzsubstrat verwendet hat.“
Diese Aussagen sind richtig, aber wie ich in den letzten zwei Jahren leidvoll erfahren musste, nicht vollständig. Nach dem harten Winter 2008/2009 stellte ich bei meinen Forsythien eine rätselhafte Erkrankung fest. Beim durchsehen meiner Zöglinge fiel mir auf, dass ausgerechnet mein in Arbeit befindlicher Mame Austriebsschwierigkeiten hat. Das ganze Bäumchen war mit einer öligen, sehr übel riechenden, Substanz überzogen. Zwei große Schnittstellen hatte ich mit der Wundknete verschlossen. Bisher hatte ich mit der Knete beste Erfahrungen bei Forsythien gemacht. Auch dieser Mame schloss seine Wunden sehr schnell. Aber in diesem Frühling ist etwas rätselhaftes passiert. Unter der Knete, an beiden Schnittstellen suppte diese schwarze Substanz hervor. Sie ist etwas klebrig und ölig. Eine kleinere Schnittstelle ist auch noch vertieft, als würde sich das Holz auflösen oder etwas daran nagen.



Aus allen alten Schnittstellen suppte eine ölige, übelriechende Flüssigkeit.


Gut zu sehen ist eine sogenannte Kambiumnekrose (absterbendes Baumgewebe).


Der Wurzelballen sieht noch ganz Gesund aus.


Für das Bild hielt ich den befallenen Baum in der Hand. Da wusste ich noch nicht, um welche Erkrankung es sich handelt. Es ist noch nicht allzu viel über die Infektionswege des Bakteriums bekannt, deshalb war das „in die Hand nehmen“ keine gute Idee.

Da ich mir selber überhaupt keinen Reim darauf machen konnte, um welche Erkrankung es sich handelte, suchte ich Hilfe in den Bonsaiforen. Schnell meldeten sich Fachleute, die beruflich mit Bäumen zu tun haben und konnten die Krankheit benennen.
Sehr wahrscheinlich handelt es sich hierbei um eine Infektion mit dem Pseudomonas-Bakterium. Dieses Bakterium befällt in letzter Zeit die Rosskastanien und die zuständigen Behörden sind in heller Aufregung. www.wald.de schreibt dazu:

Pseudomonas-Bakterium verursacht neue Krankheit an Rosskastanien
Biologische Bundesanstalt bittet um Meldung bei Baumschäden
Krankheit meist tödlich.
Wie mir ein Baumschullist mitteilen konnte ist auch die Forsythie von diesem Bakterium gefährdet. Eine Schutzmaßnahme gegen diesen Befall gibt es nicht. Was man tun kann ist Vorsorge zu treffen. Hierzu kann ich auf erste Erfahrungen zurückgreifen.


Eine Woche später, die Katastrophe schreitet voran. Nachdem ein großer Teil meiner lange gehegten Stecklinge befallen war, befiel die Krankheit nun auch meine geliebte Besenform, die ich in der Holzkiste aufgezogen hatte.


Der gesamte Wurzelansatz wurde Schwarz und der Baum war innerhalb von zwei Wochen tot.

Auch der letzte Winter 2009/2010 war wiederum sehr hart und sehr kalt. Im September letzten Jahres hatte sich eine Erkrankung bei mir stark verschlimmert. Das führte dazu das ich nicht die Kraft hatte mich wie gewohnt um meine Bonsai kümmern zu können. So war der Winterschutz für meine Bäume vernachlässigt worden. Da ein großer Teil meiner Sammlung aus Kiefern besteht, war das auch nicht das Problem. Nach den Erfahrungen mit dem Pseudomonas-Befall wollte ich aber bei meinen restlichen Forsythien besser aufpassen und sie auch geschützt überwintern. Einige der aussichtsreichen Stecklinge blieben trotzdem auf dem Regal den ganzen Winter über stehen. Genau diese Pflanzen waren dann in diesem Frühjahr auch von dem Bakterium befallen. Meine guten Forsythien hatte ich in einem geschützten Gartenschuppen überwintert und die waren alle Gesund. Es ist also ersichtlich, dass die Forsythie einerseits extrem winterhart ist, andererseits bei einer ungeschützten Überwinterung sehr anfällig für einen Befall mit dem Pseudomonas-Bakterium ist.
Das ist also für mich eine neue Erkenntnis, Forsythien brauchen eine geschützte Überwinterung. Sie vertragen dabei auch harte Fröste, sollten aber Wind – und Sonnengeschützt stehen.

Weitere Informationen zum Thema findet man hier:


http://www.wald.de

http://www.landwirtschaftskammer.de

Forsythia x intermedia - Noch kleiner - Mame

Noch kleiner - Mame
Wie Sie es ja schon bemerkt haben, handelt dieser ganze Artikel von Forsythien in Shohingröße. Als Shohin wirkt die Forsythie sicherlich am Besten. Wir können dabei einige unterschiedliche Stile gestalten. Die Blüten passen auch sehr gut zu dieser Bonsaigröße.
Nun haben wir aber auch viel über die Schnitttechniken gehört. Wenn Sie diese Techniken verinnerlicht haben, dann sind Sie auch in der Lage, die Forsythie in Mamegröße zu entwickeln. Um einen Mame zu erhalten, muss man zunächst einen relativ dicken Stammansatz erzielen. Das geht nur über Wachstum. Um einen guten Mame zu entwickeln, müssen die Wurzeln exakt geschnitten werden. Die Pflanze muss jedes Jahr durchtreiben dürfen. Anschließend muss sie mit den beschriebenen Schnitttechniken wieder verkleinert werden. Große Schnittstellen heilen auch wieder nur über Wachstum. Alles also nicht so einfach. Von einem großen Satz Stecklingen eigneten sich nur zwei zur Erziehung in Mamegröße. Diese zwei möchte ich zum Abschluss noch beschreiben. Der erste Baum hatte sich zunächst zu einem Doppelstamm entwickelt. Dadurch verdickte sich der Stammansatz sehr schön. Über zwei Jahre ließ sich dieser Baum sehr weit herunterarbeiten. Das klappte deshalb so schnell und gut, weil ich die oben beschriebenen Schnitttechniken einsetzte. Beide Bäume könnten einmal eine Höhe von sechs Zentimetern haben. Wobei eine auch einen so starken Stammansatz hat.



Frühjahr 2007. Einen Steckling ließ ich als Doppelstamm wachsen. Der Stammansatz sah sehr interessant aus. Aber als Doppelstamm gefiel mir der Baum überhaupt nicht.


So wurde der Baum umgetopft. Dabei wurde er gleich auf das neue Ziel reduziert. Der dünnere Stamm wurde entfernt und der Hauptstamm auf einen noch jungen Trieb zurückgenommen.


Frühjahr 2008. Aus dem Trieb hat sich eine erste Verzweigung entwickelt. Die Astgabelung steht allerdings sehr ungünstig. Das kann man mit einem guten Rückschnitt aber noch gut ändern.


Diese Ansicht sieht wesentlich ansprechender aus. Hier steht die Verzweigung aber nicht sehr gut. Auch das kurze Stammstück passt nicht zum Stammansatz. Eigentlich ist nur der zu gebrauchen.


Im nächsten Frühjahr. Wir sehen das Problem, dass die unteren Knospen an diesem Zweig nicht ausgetrieben sind.


Zwei Wochen später hat ein guter Rückschnitt das Problem gelöst.


Zwei Monate später. Am Stamm ist ein interessanter Austrieb entstanden.


Die neuen Triebe sind optimal geeignet, um den Baum nun auf diese abzusetzen. So lässt sich ein beeindruckender, kleiner Mamebaum entwickeln.


Das Bäumchen durfte wieder bis Ende August frei wachsen. Das muss sein, damit sich die noch relativ großen Schnittwunden schließen können. Nur bei Verwendung der japanischen Wundknete schließen sich die Wunden zuverlässig.


Das Bäumchen ist wiederholt zurückgeschnitten. Jetzt ist nur der benötigte Austrieb verblieben. Die neuen Äste haben sich schon wieder verdickt und haben schöne, kurze Internodien. In zwei weiteren Jahren hat man einen sehr schönen Mamebonsai entwickelt.


Ein weiteres Beispiel. Dieser Steckling hat von Anfang an einen schönen, kleinen Stamm entwickelt.


Nach dem Frühjahrsschnitt. Hier sind an allen Ästen die unteren Knospen nicht ausgetrieben.


Zwei Wochen später ist das Problem gelöst. Alle vorhandenen Knospen haben sich geöffnet.


Bis Ende August durfte das Bäumchen nun treiben. Das brachte einen guten Dickenzuwachs.


Der Rückschnitt im August. Jetzt sind zu viele dicke Äste an dem Bäumchen.


Weiterer Rückschnitt. Ein Unwetter hat das Bäumchen arg strapaziert. Die Entwicklung ist aber ausgezeichnet.

Freitag, 9. April 2010

Forsythia x intermedia - Schnitttechniken

Schnitttechniken
Wenn Sie selber eine Forsythie pflegen, werden Sie die nun beschriebenen Schwierigkeiten selber gut kennen.
Das Problem besteht darin, dass Sie eine Forsythie im Frühjahr nicht einfach, wie jeden anderen Laubbaum, zurückschneiden können. Mit falscher Schnitttechnik können Ihnen Äste oder auch gleich der ganze Stamm absterben. Deshalb ist dieses Kapitel nun auch das wichtigste in dieser Abhandlung.
Im April, nach der Blüte, ist der Zeitpunkt, um die Forsythie zurück zu schneiden. Zu diesem Zeitpunkt hat sie auch schon den Neuaustrieb geöffnet. Wenn man nun den Baum soweit zurückschneidet, dass an einigen Ästen überhaupt kein neuer Austrieb verbleibt, dann werden diese Äste in den häufigsten Fällen absterben. Hat man bei einer Jungpflanze einen Rückschnitt bis auf den Stamm gemacht, wird dieser ebenfalls mit großer Wahrscheinlichkeit vertrocknen. Die Forsythie stirbt von diesem Schnittfehler nicht. Sie wird bei falschem Astschnitt irgendwo neue Triebe machen oder im schlimmsten Fall aus dem Wurzelstock neu austreiben (siehe unten). Das der ganze Stamm vertrocknet passiert meistens in der Stecklingsaufzucht. Bei schon alten Stämmen wird eine Forsythie aus schlafenden Knospen austreiben. Das Aststerben, bei falschem Schnitt, passiert aber an allen Bäumen.
Ein weiteres Problem gibt es bei der Feinverzweigung der Forsythie. Im Handel finden sich sehr oft Forsythienbonsai, die viele, lange, schlecht verzweigte Äste haben. Auch bei der eigenen Aufzucht von Forsythien kommt es oft zu diesem Makel.
Dieses Problem ist allgemein bekannt. In den Fachzeitschriften wurde es schon häufiger besprochen. Dort wurde bisher immer dazu geraten, diese Äste auf weiter unten sitzende Triebe abzusetzen. Das ist auch eine korrekte Aussage. Nur, was macht man, wenn es auch keine weiter unten sitzende Verzweigung gibt? In den meisten Fällen gibt es die nämlich nicht. Sie können versuchen, diese langen Ästen durch Drahten optisch zu verkürzen. Bei schon älteren Ästen ist das auch die einzige Möglichkeit solche Äste in die Gestaltung einzufügen. Wenn Sie solche Äste einfach einkürzen, sodass kein Austrieb mehr am Ast verbleibt, wird dieser Ast absterben.
Sehr lange Zeit habe ich mich mit diesem Problem bei den Forsythien beschäftigt. Es ärgerte mich, da man nur selten eine wirklich gut aufgebaute Verzweigung hinbekam. Einfacher Rückschnitt auf den Stammnähesten Austrieb brachte nichts, die schlafenden Augen an den langen Ästen ließen sich nicht wecken.
Erfolg hatte ich mit einer angepassten Schnitttechnik. Zunächst muss man allerdings wissen, dass dieses angesprochene Problem der schlecht verzweigten Äste, die älter als zwei Jahre sind, sich nicht mehr beheben lässt.
Viel besser ist es, wenn man seine Forsythie von Anfang an konsequent beschneidet.
Die wichtigste Erkenntnis ist also: Alle Äste und Zweige der Forsythie müssen belaubt sein, um einen ständigen Saftfluss zu garantieren. Sind Äste oder Zweige ohne Belaubung, vertrocknen sie in der Regel direkt.
Hierauf baut nun eine geeignete Schnitttechnik auf, die zu einer sehr guten Feinverzweigung führen kann.



Ein typischer Schnittfehler. In den meisten Fällen stößt die Forsythie nun diesen Stamm ab und treibt von unten her neu aus.


Ein Jahr später ist das genauso gekommen. Deshalb ist es wichtig immer mindestens ein Blatt zu belassen, um den Saftfluss aufrecht zu erhalten.

Im April, direkt nach der Blüte, ist die richtige Zeit, die Forsythie zu beschneiden. Dies kann gleichzeitig mit dem Umtopfen passieren. Ganz wichtig ist, dass der neue Austrieb schon durchgebrochen ist und sich vielleicht schon zwei bis drei Blattpaare gebildet haben. Wenn man sich nun den ganzen Austrieb anschaut, stellt man fest, dass einige Äste nur in den Spitzen neu ausgetrieben sind, Darrunterliegende Knospen haben sich nicht geöffnet. Sind solche Äste nicht älter als zwei Jahre, kann man sie noch zum Austrieb bewegen. Bei älteren Ästen funktioniert das nicht mehr.
Zunächst setzt man alle Äste auf den Austrieb ab, der dem Stamm am Nähesten ist. Danach kürzt man jeden einzelnen Austrieb so stark, dass nur noch das erste kleine Blattpaar stehen bleibt. Hierbei ist das Blattpaar gemeint, welches die Knospe umschlossen hat. Also, die Knospenblätter. Man muss den ganzen Baum auf diese Weise beschneiden, dass ist sehr wichtig, sonst funktioniert diese Technik nicht.
Nach zwei Wochen treibt der Baum dann wieder aus. Dieses Mal öffnen sich aber alle Knospen, auch die, die beim ersten Austrieb nicht austreiben wollten. Nun kann man zu lange Äste einkürzen.



Ein Steckling mit guter Verzweigung. Hierbei fällt auf, dass sich nur die obenliegenden Knospen geöffnet haben. Beim Rückschnitt sollen nun auch die nichtgeöffneten Knospen zum Austrieb angeregt werden.


Zunächst kürzt man alle Äste auf den Nähesten Austrieb zum Stamm. Beachten Sie bitte wie weit der Austrieb schon fortgeschritten ist. Das ist ein optimaler Zeitpunkt zum Rückschnitt.


An allen Ästen bleibt nur ein einziger Austrieb stehen. Bei dem obersten Ast kann man ein Knospenpaar erkennen, dass nicht austreiben wollte.


Auch wenn man das hier kaum erkennt, es gibt viele Knospen, die nicht austreiben wollten.


Das ist der wichtigste Schnitt. Der neue Austrieb wird bis auf die untersten Knospenblätter zurückgeschnitten.

Auf diese Weise kann man eine sehr gute Feinverzweigung entwickeln.
Bei dieser Technik erreichen Sie in Ihrer Stecklingsaufzucht die Möglichkeit, einen schon entwickelten Steckling noch weiter in seiner Höhe zu reduzieren. Wie ich bereits geschrieben habe, kann man ja nicht einfach einen Steckling rigoros kürzen, der Stamm würde absterben. Bei dieser Schnitttechnik erwachen aber immer wieder schlafende Knospen, auf die man dann den Stamm absetzen kann.
Lassen Sie den Baum nach dem Rückschnitt bis August frei wachsen. So verdickt sich der Stamm weiter. Im August schneiden Sie noch einmal zurück. Diesen Austrieb lassen Sie nun über den Winter stehen und kürzen erst wieder im nächsten Frühjahr ein. Ist das Astgerüst aufgebaut, können Sie mit der Feinverzweigung beginnen. Da wir ja nun wissen, wie sämtliche Knospen zum Austreiben gebracht werden, brauchen wir den aufgebauten Baum für die Feinverzweigung nur noch Pinzieren.



So sollten nun alle neuen Triebe aussehen. Das Grün ist auf das Minimum reduziert, der Baum ist in Stress gebracht.


Durch diese Stresssituation treibt der Baum nun aus allen noch vorhandenen Knospen aus. Das klappt mit keiner anderen Methode.


Drei Wochen später. Sehr schön ist zu erkennen, wie viele Knospen es noch gab, die vorher nicht ausgetrieben sind.


Drei Monate später. Die Forsythie hat sich prächtig entwickelt. Der Neuaustrieb ist gesund und die harte Schnitttechnik hat keine Nachteile gebracht.


Rückschnitt im August. Man kann nun anfangen eine Feinverzweigung aufzubauen. Oder man setzt die Krone weiter ab, auf den Austrieb der weiter unten entstanden ist.


Eine Forsythie im Frühjahr. Die Blüte neigt sich ihrem Ende entgegen. Der obere Bereich der Krone ist schon annehmbar Feinverzweigt. Der rechte Ast braucht noch weitere Verzweigung. Da der Austrieb schon aus den Knospen ist, sollte der Baum nun pinziert werden.


Es sind noch schöne Blüten am Baum. Die meisten Blüten sind aber schon verwelkt und werden matschig. Deshalb sollten vor dem Umtopfen und dem anschliessenden Pinzieren der Baumkrone, alle Blüten entfernt werden. Das sichert einen besseren Austrieb.


Nach dem Umtopfen und dem Entfernen sämtlicher Blüten. Achten Sie darauf, dass die Blütenstände vollständig entfernt sind, damit keine Samen ausreifen. Das würde unsere Forsythie in ihrem Austrieb schwächen.


Die Forsythie können Sie pinzieren, wie sie das z. B. an einem Ahorn auch machen würden. Am Besten geht es mit den Fingern. Die Triebe sind noch sehr weich und lassen sich einfach auszupfen. Es bleibt nur das unterste Blattpaar stehen. Es können auch hierbei die Knospenblätter als erstes Blattpaar stehen gelassen werden.

Blattschnitt

Blattschnitt und Forsythie, dass passt nicht zueinander. Wie Sie ja lesen konnten, wird die Forsythie ein komplettes entfernen der Blätter nicht mitmachen. Auch hierbei wird sie nicht sterben. Sie wird einen großen Teil ihrer mühselig aufgebauten Äste abwerfen und einige neue Knospen hervorbringen. Nur, dann müssen Sie Ihr Bäumchen wieder von vorne aufbauen.
Trotzdem haben Sie häufig das Problem, dass Ihre Forsythie, auch ungedüngt, plötzlich einen Wachstumsschub macht und dabei wieder sehr große Blätter entwickelt. Hierbei hilft ein Teilblattschnitt. Sie können ständig zu große, einzelne Blätter, die den Kronenumriss verlassen, abschneiden. Das stört Ihr Bäumchen nicht weiter. Sind alle Blätter nach einem Austrieb zu groß geworden, müssen Sie diese Blätter schneiden. Da ja ständiger Saftzug vorhanden sein muss, können Sie die Blätter nur teilweise schneiden. Wenn eine meiner Forsythien solch einen groben Austrieb bringt, kürze ich alle Blätter um zwei Drittel ein. Das sieht nun eine Weile nicht sehr schön aus. Aber Ihr Bäumchen wird nach dieser Maßnahme sehr schnell wieder neuen Austrieb hervorbringen, dieses Mal mit kleineren Blättern. So etwas geschieht in der Regel meistens in der Aufzuchtsphase. Wenn Ihr Bäumchen schon in einer Schale steht und in der Verfeinerungsphase ist, passiert solch ein Austrieb nur noch selten, da das Bäumchen dann ja sowieso ständig Pinziert werden sollte.