Freitag, 9. April 2010

Forsythia x intermedia - Geeignete Stilformen

Geeignete Stilformen
Für die Forsythie eignen sich alle aufrechten Formen für die Bonsaigestaltung. Wobei die Besenform und die frei aufrechte Form immer am Besten wirken. Für die streng aufrechte Form ist die Forsythie eher weniger geeignet, diese Form wäre nicht sehr glaubwürdig. Auch eine Waldgestaltung bringt nicht die erhoffte Wirkung. Die Forsythie sieht auch als Bonsai immer wie ein Strauchgewächs aus. Gruppenpflanzungen sind wiederum möglich. Eine kaskadenartige Form erreicht man eher mit der japanischen Forsythie F.suspensa. Diese Art wächst mit hängenden Ästen und blüht somit auch leichter in einer Kaskadenform. Die F. x intermedia blüht nur mit aufrechten Ästen reichlich. Sehr interessant sind auch Formen, in denen die Wurzeln in den Vordergrund gerückt werden. Die Wurzelstammform (neagari) und “Wurzeln über Stein” (seki-joju) lassen sich mit einer Forsythie besonders gut gestalten. Schon mehrmals habe ich das starke Wachstum der Wurzeln bei den Forsythien hier angesprochen. Warum soll man dies nicht einmal in eine Gestaltung übernehmen?
Als Beispiel zeige ich die Entwicklung einer Forsythie in der “Wurzeln über Stein”- Form. Diese Form lässt sich nur mit einer Jungpflanze gestalten. Es ist zunächst wichtig, dass die Pflanze junge und noch biegbare Wurzeln zur Gestaltung hat. So eine Jungpflanze erhält man, wenn man Stecklinge im Freiland zwei Jahre unkontrolliert wachsen lässt. Im Frühjahr gräbt man sich eine passende Jungpflanze aus und bereitet zunächst den Wurzelballen vor. Bei beiden Stilformen, Wurzelstamm und Wurzeln über Stein, ist der anfängliche Aufbau ähnlich. Man sondiert den Wurzelballen. Zu dicke, nicht mehr biegbare Wurzeln schneidet man im ersten Schritt weg. Danach entfernt man alle Wurzeln, die radial wachsen. Bei diesen Formen brauchen wir nur senkrecht wachsende Wurzeln. Bei der Wurzelstammform sucht man sich schön gewundene Wurzeln heraus. Zum ersten Eintopfen wählt man einen tiefen Topf. Dann pflanzt man das Bäumchen so ein, dass bereits ein Teil der Wurzeln freigelegt sind. Da diese Wurzeln noch weich sind, schattiert man sie die ersten Wochen. Es bildet sich dann schnell eine Borke und dann sind diese Wurzeln abgehärtet und können dem Sonnenlicht ausgesetzt werden. Das Bäumchen lässt man nun unkontrolliert wachsen.



Eine zweijährige Jungpflanze aus dem Anzuchtbeet, wird mit einer Kuststoffleine fest an einen Stein gebunden.


In einem tiefen Topf gepflanzt, lässt man den Baum ein Jahr ungestört wachsen.


Nach einem halben Jahr freien Wachstums.


Nach einem Jahr. Der Stein muss nun vorsichtig frei gelegt werden.

Zunächst sollen sich nur die Wurzeln entwickeln.
Bei der Wurzel über Stein-Form geht man ähnlich vor. Man schneidet alle zu dicken und seitlichen Wurzeln weg. Anschließend befestigt man den Baum auf dem Stein. Dazu kann man gut eine Kunststoffleine verwenden. Sie beschädigt die Wurzeln nicht und lässt sich später ohne Spuren hinterlassen zu haben, wieder leicht entfernen. Nun topft man den Baum in einen tiefen Tontopf ein. Dann lässt man den Baum ein Jahr lang, ohne Rückschnitt, in dem Topf wachsen. Bei dem hier gezeigten Beispiel einer Felsform beachten sie bitte die Wahl des Rohmaterials. Es handelte sich um eine mehrstämmige Jungpflanze, die nur wenige wirklich gute Voraussetzungen für einen Bonsai mitbrachte.



Nach einen Jahr und zwei Monaten. Der Baum steht bereits in einer Schale. Die frischen Wurzeln werden noch mit Moos vor der Sonne geschützt.


Nach zwei Jahren. Die Krone wird immer dichter und alle Wurzeln über dem Stein sind freigelegt. Die Wurzeln verdicken sich sehr schnell.


Nach drei Jahren. Ein Stämmchen wurde entfernt. Nun muss die nächsten Jahre die entstandene Lücke im Austrieb aufgefüllt werden.


Nach vier Jahren. Die Krone wird langsam ansehnlicher. Die Wurzeln zeigen bereits eine Borke und der Stein bekommt Patina. Alles passt.

Bei einer Forsythie lässt sich der Stamm und die spätere Form sehr einfach erreichen. Man muss da nicht unbedingt besonders gutes Ausgangsmaterial zur Verfügung haben. Eigentlich geht jede gesunde Jungpflanze, schauen sie sich nur den Wurzelansatz an. Ist der Gut, lässt sich meistens ein schöner Baum entwickeln.
Im nächsten Frühjahr topft man dann um. Der Topf wird vollkommen durchwurzelt sein, sodass man den Stein und die angebundenen Wurzeln erst einmal suchen muss. Da sollte man natürlich mit der nötigen Vorsicht vorgehen. Schnell hat man die falschen Wurzeln weggeschnitten.
Hat man alle festgebundenen Wurzeln freigelegt wird man feststellen, dass diese den Stein schon fest umklammern. Das enorme Wurzelwachstum der Forsythien bringt hier besonders schnelle Ergebnisse. Nun kann der Baum schon in eine erste Trainingsschale. Da die Wurzeln noch lichtempfindlich sind, sollte man sie mit Sphagnummoos schattieren. Man kann das Moos dann allmählich immer mehr entfernen und nach ein paar Wochen können die Wurzeln der vollen Sonne ausgesetzt werden. Diese Wurzeln werden dann schnell eine Borke ausbilden. Um nun die Wurzeln und den Stamm zu verdicken, lässt man die Forsythie zunächst weiter lang austreiben. Man kann sie im August noch einmal zurückschneiden, lässt sie dann aber bis zum Winter weiter treiben. Im Frühjahr schneidet man sie, nach dem Austrieb, auf das erste Blattpaar eines Zweiges zurück und lässt sie dann wieder wie im Vorjahr unkontrolliert wachsen. Auf diese Weise bekommt man schnell einen dickeren Stamm. Schnittwunden schließen sich schnell und natürlich verdicken sich auch die Wurzeln über dem Stein. In den ersten zwei Jahren entwickelt man den Stammansatz und eine erste Verzweigung. Im dritten Jahr nach der Grundgestaltung können sie bereits mit der Feinverzweigung der Forsythie beginnen. Nach fünf Jahren besitzen sie einen schönen Bonsai.



Bei Forsythien hat man häufig kahle Stellen an langen Ästen. Wenn ein Rückschnitt dieses Manko nicht beheben kann, hilft ein Ablaktieren eines Zweiges, um die Lücke zu füllen. Unter dem Raffiaverband hat dieser ablaktierte Zweig eine Knospe, die dann seitlich austreiben kann. Das hat sie bereits gemacht und der kahle Bereich füllt sich allmählich wieder.


Nach sechs Jahren. Der obere Bereich der Krone ist schon gut ausgereift und blüht reichlich. Auch ist eine gute Feinverzweigung erreicht. Der rechte Ast muss noch weiter aufgebaut werden. Hier ist die Blüte noch nicht sehr intensiv und es fehlt an Feinverzweigung. Der grafische Effekt von Blüte und Stein ist, meiner Meinung nach, sehr gut. Es fehlt nur noch eine farblich besser passende Schale. Es gibt wohl kaum eine andere Pflanzenart, die sich derartig schnell zu einem Bonsai gestalten lässt. Die hier gezeigte Forsythie über einen Stein war bereits im fünften Jahr, nachdem der Steckling geschnitten wurde, vorzeigbar.

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