Donnerstag, 8. April 2010

Forsythia x intermedia - Baumportrait

Die Forsythie - Forsythia x intermedia
Die spröde Schönheit in der Bonsaigestaltung


von Reiner Vollmari

Die Forsythie gehört der Familie der Ölbaumgewächse (Oleacaea) an. Zur Gattung Forsythia gehören neun Arten, die vor allem im ostasiatischen Raum beheimatet sind. Forsythia europaea stammt aus dem südosteuropäischem Raum. Die Forsythie, die wir im April als Frühjahrsblüher bewundern ist eine Hybride (F. x intermedia), die sich aus den Arten F. suspensa und F. viridissima entwickelt hat. Hierbei habe ich bewusst auf die Bezeichnung “unsere heimische Forsythie” verzichtet. Genau belegt ist das Datum, nämlich 1833, als die Forsythie aus ihrer Heimat Japan und China, nach Europa gelangte. Damals wurde sie nach dem englischen Gärtner William Forsyth benannt. Ihre attraktiven Blüten sorgten für eine rasche Verbreitung in ganz Europa und auch Amerika.
Die Forsythie ist ein Strauch, der zu einer Höhe von 1,5 bis 3 Metern heranwächst. Ende März bis Anfang Mai blüht die Forsythie sehr reichlich, noch vor dem Austrieb der Blätter. Die Blüte besteht aus vier Kelchblättern, zwei Staubblättern und vier Kronblättern die glockenartig verwachsen sind. Das hat dem Strauch auch den deutschen Namen “Goldglöckchen” eingebracht. Nach der Bestäubung der Blüte bildet sich eine Kapselfrucht.
Die Blätter von F. x intermedia haben ein schmal, lanzettförmigen Umriss und erreichen eine Länge von 7 - 12 cm. Nur an besonders stark wachsenden Trieben kommen dreigeteilte Blätter vor.
Die Rindenfarbe des Stammes und der Zweige schwankt zwischen einem hellen Braun bis leicht olivefarbenen Tönen.
Wichtig in der Bonsaigestaltung ist es, die Knospen der Forsythie unterscheiden zu können. Die ockerbraun gefärbten Knospen weisen mehrere gegenständig angeordnete Knospenschuppen auf. Neben Seiten- und Endknospen sind auch Beiknospen und Bereicherungsknospen vorhanden. Beiknospen sind in der Regel etwas unterhalb der Seitenknospen angeordnet, während Bereicherungsknospen in den Achseln der Nebenblätter stehen. Die Beiknospen und Bereicherungsknospen dienen häufig der Blütenbildung. Die Blütenknospen werden bereits im Spätsommer des Vorjahres angelegt. Winterlicher Frost kann den Knospen keinen Schaden zufügen. Dies ist wohl für uns Bonsaifreunde ein äußerst günstiger Umstand. Die Forsythie muss im Winter Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt ausgesetzt werden, damit sie im Frühjahr reichlich blüht. Sobald sich aber die Blüten geöffnet haben, sollte die Forsythie vor drohenden Spätfrösten geschützt werden. Denn in der Blüte ist sie sehr frostempfindlich.
Alle Forsythien bilden in ihren Zweigen kein volles Mark aus. Bei F. x intermedia findet man ein volles Mark nur in den Nodien (Knospenknoten). Die Internodien sind zumeist hohl, während die Übergangsstellen zu den Nodien ein gefächertes Mark aufweisen. Die Äste sind vierkantig




Austriebsvarianten bei Forsythia x intermedia. Links das normale Blatt. Rechts die Blattform an stark treibenden Trieben. In der Bonsaigestaltung kommen dreigelappte Blattformen sehr selten vor. Sie wären auch kaum zu gebrauchen, da bei diesen Blättern sehr lange Internodien entstehen.



In allen Fachbüchern wird angegeben, dass Forsythien eine Höhe von 1,5 bis 3 Meter erreichen. An einem geschützten Standort können sie aber auch sechs Meter hoch werden.

Die Forsythie liebt einen vollsonnigen Standort. Auch wenn sie mit Halbschatten ebenfalls gut zurechtkommt, bemerkt der Bonsaifreund bei einem vollsonnigen Standort eine schönere Blüten- und Blattfarbe.
Der Strauch ist bodentolerant. Das heißt das er mit allen Böden gut zurechtkommt, wenn die Feuchtigkeit stimmt.
Die Forsythie ist in allen Teilen leicht giftig. Man muss allerdings schon eine große Menge an Blättern, Blüten und Holz verzehren, bevor es zu Unwohlsein mit starker Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall kommt. Während der Strauch in Europa ausschließlich als Zierpflanze angepflanzt wird, gewinnen die Chinesen von F. suspensa Früchte, die antibakteriell und fungizid wirken. Diese werden bei Entzündungen, Fieber und Vergiftungen eingesetzt.
Krankheiten kommen bei der Forsythie nur äußerst selten vor. Selten kommt es zu Zweigsterben (Sclerotinia sclerotiorum). Hierbei handelt es sich um eine Pilzerkrankung, die neben der Forsythie auch viele andere Gehölze befallen kann. Dieser Pilz dringt in die Rinde ein und es kommt sehr schnell zu einem Absterben der Rinde. Man nimmt an, dass die Infektion über die Blüten erfolgt, da man beobachten konnte, dass die erste Infektion zumeist an den Blütenknoten auftritt. Man muss sich allerdings keine zu großen Sorgen machen. An befallenen Forsythien treibt der Strauch unterhalb der befallenen Stellen schnell wieder aus. So hält sich der Schaden in Grenzen.
In der abgestorbenen Rinde bilden sich sogenannte Sklerotien. Schneidet man diese auf, kann man unter einer schwarzen Kruste ein helles Myzel erkennen. Darin bilden sich Apothezien, die wiederum Askosporen entwickeln, welche die Wirtspflanze weiter schädigen.
Wichtig ist es also, bei Befall, alle toten Äste sofort zu entfernen.
Als sonstige Krankheit kann dann nur noch Wurzelfäule genannt werden. Diese ist der Bonsaifreund aber meistens selber in Schuld, da er dann ein ungeeignetes Pflanzsubstrat verwendet hat.
Mittlerweile gibt es viele verschiedene Zuchtsorten von der Forsythie. Hierbei handelt es sich zumeist um Zuchtsorten von F. x intermedia. Sie unterscheiden sich aber in der Regel nur über die Blütenfarben. So gibt es sehr kräftige, dunkle Gelbtöne oder eher blasse Farben.
Die Gärtnereien bieten da schon eine große Auswahl an. Eigentlich braucht man aber keine Gärtnerei, um an schöne Exemplare von Forsythien zu kommen. Überall sind wildwachsende Büsche zu finden. Sieht man einmal eine besonders schöne Blütenfarbe, schneidet man sich einfach ein paar Steckhölzer und schon hat man in kurzer Zeit viele neue Forsythiensträucher im Besitz.
Von den reinen Arten ist besonders die chinesische Hängeforsythie (F. suspensa) interessant. Als Bonsai kann sie gut in eine Trauerweidenform gestaltet werden. Es gibt auch unterschiedliche Hybriden im Handel, wobei F. x spectabilis sehr interessant sein dürfte. Diese Hybride bringt große Blüten hervor die eine schöne gelborangene Farbe besitzen.

Die ungeliebte Fremde

Zum Schluss des Baumportraits möchte ich auch noch einige kritische Töne anbringen. Wenn sie eine Forsythie besitzen, werden sie bestimmt schon einmal bemerkt haben, dass dieser Strauch von allen Insekten vollkommen ignoriert wird. Das hat den einfachen Grund, der Strauch gehört nicht hierher, er ist ein Fremdling. Keine Biene kann in den Blüten Honig finden, selbst Blattläuse verschmähen die Forsythie. Keine Raupe frisst ihre Blätter und oben genanntes Zweigsterben kommt auch an ihrem ursprünglichen Standort vor. Hier in Europa ist sie immun gegen die allermeisten Krankheiten. Auch wenn die Forsythie ihren Weg über fast die ganze Erde gemacht hat, eigentlich ist diese Vermehrung nicht gut zu heißen. Sie verdrängt einheimische Blütengehölze, Vögel finden keine Nahrung in ihren Zweigen, ökologisch hat sie in unseren Breiten absolut keinen Wert. Bei der Auswahl meiner Bäume schaue ich eigentlich immer danach, dass es Sorten sind, die man als heimisch bezeichnen kann. Die Ausnahmen machen da Acer palmatum und Forsythia. Gerade die Forsythie hat ja wegen der genannten Gründe eine sehr gute Voraussetzung für die Bonsaigestaltung.

Keine Kommentare: