Freitag, 9. April 2010

Forsythia x intermedia - Schnitttechniken

Schnitttechniken
Wenn Sie selber eine Forsythie pflegen, werden Sie die nun beschriebenen Schwierigkeiten selber gut kennen.
Das Problem besteht darin, dass Sie eine Forsythie im Frühjahr nicht einfach, wie jeden anderen Laubbaum, zurückschneiden können. Mit falscher Schnitttechnik können Ihnen Äste oder auch gleich der ganze Stamm absterben. Deshalb ist dieses Kapitel nun auch das wichtigste in dieser Abhandlung.
Im April, nach der Blüte, ist der Zeitpunkt, um die Forsythie zurück zu schneiden. Zu diesem Zeitpunkt hat sie auch schon den Neuaustrieb geöffnet. Wenn man nun den Baum soweit zurückschneidet, dass an einigen Ästen überhaupt kein neuer Austrieb verbleibt, dann werden diese Äste in den häufigsten Fällen absterben. Hat man bei einer Jungpflanze einen Rückschnitt bis auf den Stamm gemacht, wird dieser ebenfalls mit großer Wahrscheinlichkeit vertrocknen. Die Forsythie stirbt von diesem Schnittfehler nicht. Sie wird bei falschem Astschnitt irgendwo neue Triebe machen oder im schlimmsten Fall aus dem Wurzelstock neu austreiben (siehe unten). Das der ganze Stamm vertrocknet passiert meistens in der Stecklingsaufzucht. Bei schon alten Stämmen wird eine Forsythie aus schlafenden Knospen austreiben. Das Aststerben, bei falschem Schnitt, passiert aber an allen Bäumen.
Ein weiteres Problem gibt es bei der Feinverzweigung der Forsythie. Im Handel finden sich sehr oft Forsythienbonsai, die viele, lange, schlecht verzweigte Äste haben. Auch bei der eigenen Aufzucht von Forsythien kommt es oft zu diesem Makel.
Dieses Problem ist allgemein bekannt. In den Fachzeitschriften wurde es schon häufiger besprochen. Dort wurde bisher immer dazu geraten, diese Äste auf weiter unten sitzende Triebe abzusetzen. Das ist auch eine korrekte Aussage. Nur, was macht man, wenn es auch keine weiter unten sitzende Verzweigung gibt? In den meisten Fällen gibt es die nämlich nicht. Sie können versuchen, diese langen Ästen durch Drahten optisch zu verkürzen. Bei schon älteren Ästen ist das auch die einzige Möglichkeit solche Äste in die Gestaltung einzufügen. Wenn Sie solche Äste einfach einkürzen, sodass kein Austrieb mehr am Ast verbleibt, wird dieser Ast absterben.
Sehr lange Zeit habe ich mich mit diesem Problem bei den Forsythien beschäftigt. Es ärgerte mich, da man nur selten eine wirklich gut aufgebaute Verzweigung hinbekam. Einfacher Rückschnitt auf den Stammnähesten Austrieb brachte nichts, die schlafenden Augen an den langen Ästen ließen sich nicht wecken.
Erfolg hatte ich mit einer angepassten Schnitttechnik. Zunächst muss man allerdings wissen, dass dieses angesprochene Problem der schlecht verzweigten Äste, die älter als zwei Jahre sind, sich nicht mehr beheben lässt.
Viel besser ist es, wenn man seine Forsythie von Anfang an konsequent beschneidet.
Die wichtigste Erkenntnis ist also: Alle Äste und Zweige der Forsythie müssen belaubt sein, um einen ständigen Saftfluss zu garantieren. Sind Äste oder Zweige ohne Belaubung, vertrocknen sie in der Regel direkt.
Hierauf baut nun eine geeignete Schnitttechnik auf, die zu einer sehr guten Feinverzweigung führen kann.



Ein typischer Schnittfehler. In den meisten Fällen stößt die Forsythie nun diesen Stamm ab und treibt von unten her neu aus.


Ein Jahr später ist das genauso gekommen. Deshalb ist es wichtig immer mindestens ein Blatt zu belassen, um den Saftfluss aufrecht zu erhalten.

Im April, direkt nach der Blüte, ist die richtige Zeit, die Forsythie zu beschneiden. Dies kann gleichzeitig mit dem Umtopfen passieren. Ganz wichtig ist, dass der neue Austrieb schon durchgebrochen ist und sich vielleicht schon zwei bis drei Blattpaare gebildet haben. Wenn man sich nun den ganzen Austrieb anschaut, stellt man fest, dass einige Äste nur in den Spitzen neu ausgetrieben sind, Darrunterliegende Knospen haben sich nicht geöffnet. Sind solche Äste nicht älter als zwei Jahre, kann man sie noch zum Austrieb bewegen. Bei älteren Ästen funktioniert das nicht mehr.
Zunächst setzt man alle Äste auf den Austrieb ab, der dem Stamm am Nähesten ist. Danach kürzt man jeden einzelnen Austrieb so stark, dass nur noch das erste kleine Blattpaar stehen bleibt. Hierbei ist das Blattpaar gemeint, welches die Knospe umschlossen hat. Also, die Knospenblätter. Man muss den ganzen Baum auf diese Weise beschneiden, dass ist sehr wichtig, sonst funktioniert diese Technik nicht.
Nach zwei Wochen treibt der Baum dann wieder aus. Dieses Mal öffnen sich aber alle Knospen, auch die, die beim ersten Austrieb nicht austreiben wollten. Nun kann man zu lange Äste einkürzen.



Ein Steckling mit guter Verzweigung. Hierbei fällt auf, dass sich nur die obenliegenden Knospen geöffnet haben. Beim Rückschnitt sollen nun auch die nichtgeöffneten Knospen zum Austrieb angeregt werden.


Zunächst kürzt man alle Äste auf den Nähesten Austrieb zum Stamm. Beachten Sie bitte wie weit der Austrieb schon fortgeschritten ist. Das ist ein optimaler Zeitpunkt zum Rückschnitt.


An allen Ästen bleibt nur ein einziger Austrieb stehen. Bei dem obersten Ast kann man ein Knospenpaar erkennen, dass nicht austreiben wollte.


Auch wenn man das hier kaum erkennt, es gibt viele Knospen, die nicht austreiben wollten.


Das ist der wichtigste Schnitt. Der neue Austrieb wird bis auf die untersten Knospenblätter zurückgeschnitten.

Auf diese Weise kann man eine sehr gute Feinverzweigung entwickeln.
Bei dieser Technik erreichen Sie in Ihrer Stecklingsaufzucht die Möglichkeit, einen schon entwickelten Steckling noch weiter in seiner Höhe zu reduzieren. Wie ich bereits geschrieben habe, kann man ja nicht einfach einen Steckling rigoros kürzen, der Stamm würde absterben. Bei dieser Schnitttechnik erwachen aber immer wieder schlafende Knospen, auf die man dann den Stamm absetzen kann.
Lassen Sie den Baum nach dem Rückschnitt bis August frei wachsen. So verdickt sich der Stamm weiter. Im August schneiden Sie noch einmal zurück. Diesen Austrieb lassen Sie nun über den Winter stehen und kürzen erst wieder im nächsten Frühjahr ein. Ist das Astgerüst aufgebaut, können Sie mit der Feinverzweigung beginnen. Da wir ja nun wissen, wie sämtliche Knospen zum Austreiben gebracht werden, brauchen wir den aufgebauten Baum für die Feinverzweigung nur noch Pinzieren.



So sollten nun alle neuen Triebe aussehen. Das Grün ist auf das Minimum reduziert, der Baum ist in Stress gebracht.


Durch diese Stresssituation treibt der Baum nun aus allen noch vorhandenen Knospen aus. Das klappt mit keiner anderen Methode.


Drei Wochen später. Sehr schön ist zu erkennen, wie viele Knospen es noch gab, die vorher nicht ausgetrieben sind.


Drei Monate später. Die Forsythie hat sich prächtig entwickelt. Der Neuaustrieb ist gesund und die harte Schnitttechnik hat keine Nachteile gebracht.


Rückschnitt im August. Man kann nun anfangen eine Feinverzweigung aufzubauen. Oder man setzt die Krone weiter ab, auf den Austrieb der weiter unten entstanden ist.


Eine Forsythie im Frühjahr. Die Blüte neigt sich ihrem Ende entgegen. Der obere Bereich der Krone ist schon annehmbar Feinverzweigt. Der rechte Ast braucht noch weitere Verzweigung. Da der Austrieb schon aus den Knospen ist, sollte der Baum nun pinziert werden.


Es sind noch schöne Blüten am Baum. Die meisten Blüten sind aber schon verwelkt und werden matschig. Deshalb sollten vor dem Umtopfen und dem anschliessenden Pinzieren der Baumkrone, alle Blüten entfernt werden. Das sichert einen besseren Austrieb.


Nach dem Umtopfen und dem Entfernen sämtlicher Blüten. Achten Sie darauf, dass die Blütenstände vollständig entfernt sind, damit keine Samen ausreifen. Das würde unsere Forsythie in ihrem Austrieb schwächen.


Die Forsythie können Sie pinzieren, wie sie das z. B. an einem Ahorn auch machen würden. Am Besten geht es mit den Fingern. Die Triebe sind noch sehr weich und lassen sich einfach auszupfen. Es bleibt nur das unterste Blattpaar stehen. Es können auch hierbei die Knospenblätter als erstes Blattpaar stehen gelassen werden.

Blattschnitt

Blattschnitt und Forsythie, dass passt nicht zueinander. Wie Sie ja lesen konnten, wird die Forsythie ein komplettes entfernen der Blätter nicht mitmachen. Auch hierbei wird sie nicht sterben. Sie wird einen großen Teil ihrer mühselig aufgebauten Äste abwerfen und einige neue Knospen hervorbringen. Nur, dann müssen Sie Ihr Bäumchen wieder von vorne aufbauen.
Trotzdem haben Sie häufig das Problem, dass Ihre Forsythie, auch ungedüngt, plötzlich einen Wachstumsschub macht und dabei wieder sehr große Blätter entwickelt. Hierbei hilft ein Teilblattschnitt. Sie können ständig zu große, einzelne Blätter, die den Kronenumriss verlassen, abschneiden. Das stört Ihr Bäumchen nicht weiter. Sind alle Blätter nach einem Austrieb zu groß geworden, müssen Sie diese Blätter schneiden. Da ja ständiger Saftzug vorhanden sein muss, können Sie die Blätter nur teilweise schneiden. Wenn eine meiner Forsythien solch einen groben Austrieb bringt, kürze ich alle Blätter um zwei Drittel ein. Das sieht nun eine Weile nicht sehr schön aus. Aber Ihr Bäumchen wird nach dieser Maßnahme sehr schnell wieder neuen Austrieb hervorbringen, dieses Mal mit kleineren Blättern. So etwas geschieht in der Regel meistens in der Aufzuchtsphase. Wenn Ihr Bäumchen schon in einer Schale steht und in der Verfeinerungsphase ist, passiert solch ein Austrieb nur noch selten, da das Bäumchen dann ja sowieso ständig Pinziert werden sollte.

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