Donnerstag, 8. April 2010

Forsythia x intermedia - Stecklinge

Stecklinge
Bei der Aufzucht eines Forsythienbonsai in Shohingröße lohnt sich immer der Weg über die Stecklingsvermehrung.
Schneiden sie ihre Stecklinge nach der Blüte. Bei meinen Versuchen habe ich Stecklinge von schwach wachsenden und von stark wachsenden Ästen geschnitten. Die Stecklinge von schwach wachsenden Ästen sehen für einen Shohin interessanter aus. Sie haben kurze Internodien und auch schon etwas Bewegung. Während Stecklinge aus stark wachsenden Ästen immer sehr sparrig aussehen. Die Internodien sind oft sehr lang und so bleibt das erste Stammstück bei unserem Steckling kerzengerade und kann auch nicht mehr umgeformt werden. Hier müssen sie einen Mittelweg finden.


Im Torfquelltöpfchen sehen wir sofort, wenn sich die Stecklinge verwurzelt haben. Jetzt können sie incl. dem Töpfchen einfach in einen Blumentopf gepflanzt werden und da bis zum nächsten Frühjahr bleiben.


Beim ersten Umtopfen ist es sehr wichtig, die senkrecht wachsenden Wurzeln zu entfernen. Nur so wird sich ein breites Nebari entwickeln können.

Anfänger neigen dazu anzunehmen, wenn sie einen Steckling schneiden und der anwächst haben sie irgendwann einen Bonsai. Das ist natürlich Blödsinn. Um einen guten Bonsai zu erhalten sollte man eine ganze Menge Stecklinge schneiden, mindestens 20 Stück. Im Laufe der Entwicklung der Stecklinge kann so einiges passieren. Jeder Steckling entwickelt sich, trotz identischer Bedingungen, anders. So siebt man die guten Stecklinge über die Jahre immer wieder aus und es werden immer weniger. Am Ende bleibt dann der beste Zögling über und man ist Stolz einen schönen Bonsai aus einem Steckling entwickelt zu haben.
Der frühe Sommer ist eine gute Zeit um Stecklinge zu schneiden. Die frischen Zweige sollten leicht verholzt sein.
Stecklinge können sie mit einem scharfen Messer, oder einer Schere schneiden. Schneiden sie immer schräg direkt an einer Nodie (Blattknoten). Nicht zwischen den Nodien schneiden, da dort die hohlen Bereiche des Zweiges liegen. Wurzelhormon kann man natürlich verwenden, aber es ist absolut nicht notwendig. Ihre Stecklinge werden auch so innerhalb von drei bis vier Wochen verwurzeln. Als Stecksubstrat können sie einfache Torfquelltöpfchen nehmen oder einfach nur feuchten Bims. Die Forsythie bewurzelt so gut wie in jedem Substrat. Natürlich sollte das Pflanzsubstrat keinen Dünger enthalten.
Wenn ihre Stecklinge verwurzelt sind, pflanzen sie diese bis zum nächsten Frühjahr in einen Blumentopf. Bis dahin machen sie noch nichts an den Wurzeln, die sollen sich erst einmal ein wenig verstärken.



Nach dem ersten Wurzelschnitt. Nur radial wachsende Wurzeln sind erhalten worden. Wie man sieht will dieses zarte Pflänzchen schon gleich ein breites Nebari wachsen lassen.


Ein Steckling im ersten Jahr. Die löchrigen Blätter sind bei einem Hagelschauer entstanden.


Beim zweiten Umtopfen hat sich schon eine kleine Stammverdickung entwickelt.


Optimale Wurzelentwicklung. Wieder werden alle senkrecht wachsenden Wurzeln entfernt.

Im darauffolgenden Jahr nehmen sie die Stecklinge ganz aus der Erde. Nun beginnt direkt die Gestaltung. Hierbei gestalten wir aber noch nichts an den Stämmchen, die interessieren noch nicht. Wichtig ist zunächst eine korrekte Gestaltung des Wurzelansatzes. Alle senkrecht wachsenden Wurzeln müssen wir entfernen, diese tragen nicht gut genug zur Stammverdickung bei, außerdem soll unser Bäumchen ja später einmal in einer flachen Schale hineinpassen. Bei den radial wachsenden Wurzeln müssen wir auch ein Gleichgewicht herstellen. Von allen Seiten sollten die Wurzeln gleich dicht wachsen. Passt man in diesem frühen Stadium nicht die stark wachsenden Bereiche den schwächeren an, erreicht man später kein wirklich gutes Nebari mehr. Hat man die Wurzeln geschnitten, setzt man die jungen Pflänzchen wieder für ein Jahr in einen geeigneten Topf. Als Substrat für solche Jungpflanzen hat sich bei mir für die ersten zwei Jahre eine Mischung aus grobem Torf und Akadama bewährt.


Nach einem Jahr im Teichpflanzkorb. Sieht soweit ganz OK aus, aber es wäre viel mehr Zuwachs möglich. Die Blätter sind etwas blass, von der Sommerhitze.


Eingetopft in Gluthitze. Bisher hatten alle Stecklinge überlebt. Bei dieser Aktion hat es ebenfalls keinerlei Ausfälle gegeben. Forsythien sind enorm belastbar.


Der Wurzelballen hat sich bei den meisten Stecklingen sehr gut entwickelt.

Forsythien haben ein enormes Wurzelwachstum. Oftmals heben sie sich schon im Sommer aus zu kleinen Töpfen heraus. Man sollte seinen Stecklingen also reichlich Platz für ein ordentliches Wurzelwachstum zur Verfügung stellen.
Zu der Zeit (2004) hatte ich schon sehr gute Ergebnisse bei der Aufzucht von Jungpflanzen in Teichpflanzkörben erzielt. So war es für mich absolut klar, dass meine Forsythienstecklinge sich in einem Teichpflanzkorb rasant entwickeln würden. Auch war ich mir sicher, dass sie dabei ein sehr beeindruckendes, breites Nebari erreichen würden. Also topfte ich im Sommer 2003 alles in Teichpflanzkörbe um. und im Sommer 2004 topfte ich alle Stecklinge im Sommer um.
Sie haben richtig gelesen, im Sommer.
Das habe ich gemacht, um festzustellen wie robust Forsythien wirklich sind. An diesem Tag habe ich meine Stecklinge wirklich gequält. Unter meiner Terrassenbedachung waren über 40°C Hitze. Die Bäumchen ließen sowieso die Blätter hängen, da ich meistens erst in den Abendstunden gieße. Aber trotz dieser Tortur gab es keinerlei Ausfälle. Bis dahin hatte ich schon einmal Forsythien Ende Mai umgetopft und es ist nichts passiert. Aber Anfang Juli, dass war schon gewagt. Nun stelle ich, die Behauptung auf, dass man Forsythien zweimal im Jahr umtopfen kann. In der Bonsaischale heben sie sich oft schon im Sommer heraus, wegen dem enormen Wurzelwachstum. Bei einer älteren Pflanze habe ich es schon einmal probiert, auch hier gab es keinerlei Probleme. Ob das grundsätzlich so machbar ist, muss ich aber erst noch mit mehreren Versuchen beweisen. Das hier beschriebene sollten sie aber bitte nur als Hinweis auf die Vitalität der Forsythie verstehen. Die beste Umtopfzeit ist nach wie vor Ende April, direkt nach der Blüte. Vor dem Umtopfen kann man alle verblühten Knospen mit den Fingern entfernen. Das sichert einen besseren Austrieb aus Blattknospen an altem Holz.

Opfertriebe
Forsythien haben den Drang immer wieder neue Triebe aus dem Wurzelansatz wachsen zu lassen. Kommen diese Triebe an geeigneten Stellen der Stammbasis, kann man sie sehr gut als Opferäste wachsen lassen. Sie helfen dann mit, die Stammbasis noch schneller zu verbreitern. Diese Triebe lässt man nicht zu dick werden und entfernt sie rechtzeitig, damit keine großen Schnittnarben entstehen. Sehr bald werden dann wieder neue Triebe erscheinen, die man wiederum als Opferäste nutzt.



Da Forsythien im Nebaribereich immer wieder neue Triebe wachsen lassen, kann man diese sehr gut als “Opfertriebe” einsetzen. Sie verdicken gut die Stammbasis.


Haben sie ihre Arbeit getan, schneidet man sie ab. Es wird nicht lange dauern, bis sich neue Triebe entwickeln, die man dann wieder als Opfertriebe nutzt.

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