Dienstag, 17. Juli 2007

Eine schwache Eibe regenerieren – Teil 1

Eines vorweg, der Titel ist wohl ein wenig prahlerisch. Weshalb er das ist, möchte ich Euch anhand eines Beispieles einer japanischen Eibe (Taxus cuspidata) erklären. Wie bei so vielen Nadelgehölzen ist es auch bei einer Eibe so, zeigen die Nadeln eine fahle gräuliche Farbe, ist es zumeist auch schon mit ihr vorbei. Mit einem solchen Nadelbild können wir direkt auf einen Wurzelschaden schließen. Nur sehr selten gelingt es, einen solchen Baum dann wieder gesund zu bekommen. Mit vorsichtiger Pflege kann es aber trotzdem gelingen.

Es ist vielen Bonsaifreunden schon so ergangen. Sie haben sich einen Nadelbaum bei einem Händler gekauft, der eigentlich recht vital aussah. Beim nächsten Umtopfen merkt man dann, er hat einen sehr schlechten Wurzelballen und ist wohl lange nicht mehr umgetopft worden. Lässt man den Baum dann so stehen wie er ist, ohne umzutopfen, lebt er auch noch eine Weile vor sich hin, wird aber im Laufe der Zeit immer schwächer. Irgendwann geht er dann ein. Topft man ihn gleich um, was dann auch der richtige Weg ist, hat man allerdings nur eine geringe Chance, dass er überlebt.

Solch ein Baum, ein Taxus cuspidata, kam im letzten Jahr in meinen Besitz. Er stammt von einem Freund, der ihn in den letzten Jahren, wegen einer schweren Erkrankung, nicht mehr pflegen konnte. Er schenkte ihn mir, damit ich den Baum wieder zu einen Bonsai mache. Der Baum ist vor elf Jahren in einem Workshop mit Gijs Meboer gestaltet worden. Seit der Zeit ist er nicht wieder umgetopft worden. Obwohl die Erde noch funktionierte, sie hatte immer noch eine gute Dränage, sah der Baum recht schwächlich aus. Die Nadelfarbe war ins Gelbe verändert.

Zu Hause nahm ich den Baum aus dem Topf, um die Wurzeln zu kontrollieren. Die Erde war vollkommen durchwurzelt. Mithilfe eines Holzstäbchens öffnete ich vorsichtig den Wurzelballen und da fiel er auch schon direkt ab. Fast die gesamten feinen Wurzeln waren weg. Das zeigt eindeutig, dass der Wurzelballen über eine lange Zeit nicht verjüngt wurde. Die Wurzeln können nicht mehr wachsen und der Baum lebt damit auf Sparflamme. Die feinen Wurzeln sind so schwach, dass sie bei der kleinsten Veränderung abfallen.

Fotos habe ich davon nicht gemacht. Das ist bei mir ein wenig Aberglaube, niemals einen kranken Baum fotografieren, wenn er überleben soll.

Der Baum wurde anschließend neu eingetopft. Dazu verwendete ich das von Christian Przybilski verbreitete Substrat, dass zu je einem Drittel aus Lava, Bims und Zeolithe besteht. Nur sehr wenig Hornspäne, kamen als Dünger in diese Mischung. Dann wurde der Baum gut angegossen und wurde halbschattig aufgestellt.

Innerhalb von zwei Wochen waren dann die Nadeln zum Großteil Gelb geworden. Drei Viertel der Nadeln fielen ab und der Baum sah erbärmlich aus.

Was macht man nun? Zunächst suchte ich einen Standplatz für den Baum, der hell genug war, aber keine direkte Sonneneinstrahlung hatte. Dann stellte ich das regelmäßige Gießen ein. Die Eibe bekam nur noch Feuchtigkeit über die Nadeln. So blieb auch das Substrat nur ganz leicht feucht. Das ist sehr wichtig, in einer solchen Situation, der Baum muss relativ trocken stehen. Umgetopft wurde Ende März. Bis Anfang Juli stand der Baum und es sah eher danach aus, dass er es nicht überlebte. Dann kamen aber doch einige neue, wenn auch anfänglich sehr schwache Knospen. Die Freude war groß und ab diesem Zeitpunkt wurden die Knospen regelmäßig mit einer Vitamin B1 Lösung gegossen.

Ende Juli trieb der Baum dann endlich wieder aus. Dieser Austrieb war auch recht gut. Die neuen Triebe wurden teilweise bis zu fünf cm lang.

Der Baum hat endlich ausgetrieben. Teilweise erkennt man noch restliche gelbe Nadeln.

So wurde der Baum bis zum September gut gepflegt und er sah da schon wieder recht vital aus. Wenn eine Eibe so einen Schock hinter sich gebracht hat, muss man sehr darauf achten, dass es nicht zu einer Notblüte kommt. Eine Notblüte machen Bäume immer dann, wenn sie in der Gefahr schweben einzugehen. So etwas kann man schon einmal bei Eichen beobachten, wenn der Baum dann enorm viele Eicheln entwickelt. Das ist bei dieser Eibe dann auch passiert. Als ich den Baum kontrollierte, fand ich eine Unmenge an Eibennüssen. Da muss man sehr vorsichtig sein. Denn diese zu große Zahl an Früchten kostet den schwächelnden Baum sehr viel Kraft und es kann dann passieren, dass er nach dem Ausreifen der Früchte trotzdem eingeht.

Deshalb entfernte ich alle Eibennüsse komplett. Das wird auch noch in den nächsten Jahren nötig sein. Denn solange der Baum nicht wieder völlig stabilisiert ist, kann es immer wieder zu dieser Notblüte kommen.

Nun ist ein Jahr, seit der Regenerierung vergangen. Der Baum hat auch in diesem Jahr nur einen kleinen Austrieb, mit Trieben von ca. fünf cm Länge gehabt. Er sieht wieder ganz OK aus.

Schaut man in die Krone, sieht er sogar wieder recht gut benadelt aus. Um nun aber eine dichte Benadelung zu erreichen, muss man bei einer Eibe Schritte einleiten, die einer dichten Benadelung eigentlich widersprechen. Man muss den Baum entnadeln.

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