Montag, 16. Juli 2007

Die Eibe als Bonsai – Teil 3

Eiben kommen mit einem sonnigen Standort ebenso gut zurecht, wie mit einem Standort im Schatten. Nur wenn Dein Baum noch nicht in der Bonsaischale etabliert ist, solltest Du ihn zumindest in der größten Mittagshitze schattiert aufstellen. Ob die Eibe mit ihrem Standort zufrieden ist, sieht man sehr gut am Zustand der Nadelblätter. Sehen die Nadeln blass und gelblich aus, solltest Du dringend einen besseren Standort, vornehmlich im Schatten, für den Baum suchen. Tiefgrüne Nadelblätter zeugen von einer gesunden Eibe.

Die Eibe ist in der Bonsaischale eingeschränkt winterhart. Direkte Sonnenbestrahlung und starke Winde in gefrorenem Zustand können sie sehr schädigen. An einem schattigen Standort und mit gut geschütztem Wurzelballen, kommt sie gesund durch den Winter. Wichtig ist, wie immer, Staunässe zu vermeiden. Gefährdet sind im Winter durch Frost und Sonnenbestrahlung die Nadelblätter und die jungen Triebe des letzten Jahres. Sollte es im Winter einmal zu einer Schädigung kommen, sollte man sich nicht allzu sehr ärgern. Die erfreuliche Bereitschaft der Eiben, auch aus altem Holz immer wieder kräftig auszutreiben, wird entstandene Lücken bald wieder schließen. Dies gilt natürlich nur dann, wenn der Baum kerngesund ist.

Die Eibe ist recht resistent gegenüber Schädlingen. Trotzdem solltest Du Deinen Baum regelmäßig auf einen Befall von Schildläusen überprüfen. Schildläuse sind sehr hartnäckig und ihnen ist nur schwer beizukommen. Folgende drastische Maßnahme hat sich bei der Bekämpfung von Schildlausbefall bewährt. Sprühe den Baum mit Metasystox. Lege Dir eine ausreichend große Plastiktüte bereit, in die Du nun den Baum inklusive Schale stellst. Verschließe die Tüte gut. Dann stelle den Baum in der Tüte, an einen vollschattigen Ort und lasse ihn dort zwei Tage stehen. Nach zwei Tagen packe den Baum wieder aus und spritze ihn gut ab. Die Schildläuse sind nun vollständig vernichtet. Der Baum selbst hat in der gespannten Luft viel von dem Pflanzenschutzmittel aufgenommen und ist dadurch noch eine ganze Weile geschützt. Aus diesem Grunde reicht in der Regel eine einmalige Behandlung. Denke aber auch an Deine eigene Gesundheit! Schutzbrille, Atemschutz und Gummihandschuhe solltest Du bei solch einer Aktion dringend tragen.

Besonders alte Eiben beeindrucken uns durch die Eigenart, ihre Rinde in großen Stücken abblättern zu lassen. Dadurch haben die Stämme die unterschiedlichsten Farben, ganz ähnlich den Stämmen von alten Platanen. Die Sache hat für uns Bonsaifreunde aber auch einen entscheidenden Nachteil. Alle möglichen Insekten, Freund und Feind, erschließen die losen Rindenteile als neue Heimat. Darunter lässt es sich nun einmal trefflich überwintern. Persönlich gehe ich da sehr rigoros gegen vor. Ein altes Werkzeug aus meinem Lehrberuf als Stereotypeur und Galvanoplastiker habe ich ein wenig umgeformt. Aus einem alten Polierstahl wurde ein "Rindenknibbler". Du kannst dafür aber sehr gut ein Taschenmesser verwenden. Alle losen Rindenstücke werden damit entfernt. Die Rinde wird damit abgeklopft, um weitere Hohlräume zu entdecken. Mit feinem Schmirgelpapier wird die Rinde weiter gereinigt. Zum Schluss wird der ganze Stamm noch mit feinem Öl abgerieben. Unterschiedliche, leuchtend rote Farbtöne kommen so zu Tage. Ein weiterer Vorteil ist, dass die ausgeprägt maskuline Stammform älterer Eiben besser sichtbar wird.

Wenn Du eine junge Eibe gestalten willst, brauchst Du Dir, in den meisten Fällen, nicht allzu viele Sorgen zu machen, ob der Baum die Gestaltung annimmt. Bei schon älteren Bäumen sieht man sehr oft ausladende Sharibereiche, oder Stämme, die gänzlich ausgehöhlt wurden. Das könnte den Eindruck erwecken, dass eine Eibe so einen Eingriff klaglos hinnimmt. Dem ist nicht so, da kannst Du sicher sein! Erst wenn Du wirklich im Stande bist, zu beurteilen, wo bei einem Eibenstamm die Saftbahnen verlaufen und an welchen Stellen des Stammes ein Saftrückzug vorliegt, solltest Du Dich an solche Gestaltungstechniken herantrauen. Als Bonsaigestalter ist es wichtig, neben den benötigten gestalterischen Fähigkeiten, auch genauestens über die Eigenarten und Bedürfnisse der jeweiligen Baumart Kenntnisse zu erlangen.

Die Rinde dieses Taxus baccata zeigt sehr schöne, alte Rinde, die in länglichen Schuppen abblättert. Überall kommen neue Triebe aus dem alten Holz.

Die Rinde alter Taxus cuspidata ist grobrissiger und bildet große zerrissene Schuppen aus. Entfernt man alte Schuppenteile, kommt eine schöne rote Rinde zum Vorschein.

Dieser kleine Eibenbonsai eines Freundes war vollständig mit Schildläusen befallen. Er bat mich darum, den Baum von den Schädlingen zu befreien.

Die Eibe wurde satt mit einem systemischen Schädlingsbekämpfungsmittel eingesprüht. Dann kam sie für zwei Tage in eine Plastiktüte.

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