Freitag, 3. August 2007

Die Gestaltung einer japanischen Eibe Teil 2

Ein Jahr nach dem Eintopfen kürzte ich nur die nicht mehr benötigten, dicken Äste ein.
Zu dem Zeitpunkt war es mir schon klar geworden, dass man nicht einfach an den Bäumen die lebende Rinde abziehen kann, um große Sharibereiche zu gestalten. Diese Erkenntnis hatte ich mit viel Lehrgeld bezahlt, weil ein großer Teil meiner Eiben da schon eingegangen war. So mußte ich erst einmal dahinterkommen, wie man Jin und Shari an einer Eibe anlegen kann.
Bei diesem Baum ging ich deshalb um einiges vorsichtiger vor.
Mit einem Messer schnitt ich die Stammlinie entlang, genau an der Stelle, wo später der Shariberich ansetzen sollte. Mehr tat ich nicht.
Im Frühjar 1997 konnte ich dann nur staunen. Dieser eine Schnitt in die Rinde hatte den Großteil der Rinde, ca. 50%, eintrocknen lassen und man konnte den Baum direkt entrinden. Das Holz darunter war bereits trocken. Der Baum hatte nur die Saftbahnen behalten, die im direkten Zusammenhang mit der Baumkrone standen.

Nun topfte ich den Baum noch einmal um. Dabei machte ich nichts an den Wurzeln, sondern stellte den Baum nur so schräg in die Schale, dass der Wurzelballen wieder ganz in die Erde passte. So blieb er bis zum Spätsommer stehen. Dann erst machte ich erste Arbeiten am Totholz. Im Bild sieht man zwei Äste, die nach unten wachsen. Diese Äste standen zunächst mehr waagerecht. Meine erste Vorstellung der Gestaltung war, dass ich eine überhängende Krone gestalten wollte. Wenn Eibenäste eine größere Dicke erreicht haben, kann man sie fast nicht mehr verbiegen. Um diese Äste dennoch in eine andere Form zu bringen, habe ich sie an der Innenseite mit einer kleinen Fräse vorsichtig ausgehöhlt. Man arbeitet sich dabei langsam bis zum Kernholz durch und entfernt dann genügend Holz, womit der Ast dann gleich wieder flexibler wird. Vor dem Biegen ist es dann sehr wichtig eine feste Raffiabandage anzulegen, damit die Rinde nicht aufreißt. Schon nach dem ersten Austrieb standen die Äste dann.

Die Rückseite zeigt gut wieviel der Baum freiwillig von seiner Rinde hergegeben hat.

Im Herbst 1997 entfernte ich die dicken Aststumpen. Weitere Totholzgetaltungen wurden zu dem Zeitpunkt noch nicht gemacht, ich wollte erst einmal die weitere Entwicklung des Baumes abwarten.

Im Jahr 2000 fing ich mit der eigentlichen Gestaltung an. Nun hatte ich auch eine Idee, wie die Krone aufgebaut werden sollte. Eine überhängende Krone hätte wohl mit dem starken Nebari des Baumes gepasst, aber solche Bäume sehen irgendwie immer aus, als hätten sie Gleichgewichtsprobleme. So entschloss ich mich dazu, die Krone über den Baum zu stellen und sie kaskadenartig dem Stammverlauf folgen zu lassen. Deshalb wurden die vorher mühselig umgeformten Äste nun als Jin gestaltet. Ein recht dünner Ast sollte nun zum Hauptast aufgebaut werden. Das Totholz war mittlerweile auch weitergestaltet, aber noch lange nicht befriedigend.

Die Rückseite zeigte es deutlich, so konnte das Totholz nicht bleiben.



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