Freitag, 3. August 2007

Die Gestaltung einer japanischen Eibe Teil 1

Es war im Jahr 1995. Damals war ich noch meistenteils alleine in der Bonsaiwelt unterwegs. Über Wolf D. Schuddes Magazin “Bonsai Praxis workshop” hatte ich den Karl-Heinz Gadziak aus Unna kennengelernt und wir machten öfter etwas zusammen im Hobby.
So kam der Karl-Heinz im Frühjahr des Jahres zu mir und erzählte von einem geplanten Kinderspielplatz in Unna und das auf diesem Grundstück eine ehemalige Baumschule vor langer Zeit ansässig war. Dort sollte es ganze Felder mit Eiben geben. Da war mein Interesse natürlich sofort geweckt und wir verabredeten uns, um das Gebiet zu checken. Karl-Heinz hatte vorsorglich gleich eine Ausgrabegenehmigung von der Stadtverwaltung besorgt.
Als wir auf dem Grundstück ankamen, mußte ich zuerst einmal richtig tief Luft holen. Wir waren im Eibenparadies gelandet. Ein Feld mit mindestens fünfzig Eiben lag da vor uns. Alle waren so um 100-150 cm hoch, aber sehr ineinander verwachsen. Da kam man nicht dazwischen, so eng war das. Also legte ich mich auf den Boden und robbte unter den Eiben in dieses Feld hinein. Alle Bäume waren ziemlich gleich gewachsen. Ein ca. 60 cm hoher Stamm und dann darüber die Verzweigung. Manche Bäume hatten gut fünf Meter Kronendurchmesser. Die Benadelung war meistenteils weit weg vom Stamm. Na gut, dann haben wir losgelegt.
Am ersten Tag grub ich drei Eiben aus. Das war allerdings eine unwahrscheinliche Knochenarbeit. Der Boden war reiner Lehm und betonhart. Auf gut Glück legten wir einen meterdicken Graben um jeden Baum an und gruben uns allmählich unter den Wurzelballen. Nach einer halben Stunde hatte man auf diese Weise einen Baum ausgegraben. Der war dann enorm schwer. Bei drei Eiben ging das Auto dann auch schon in die Knie. Sehr vorsichtig wurden sie nach Hause gefahren.
In den nächsten Wochen war ich dann jeden Tag in diesem Feld und grub und grub, bis kein Platz mehr im Garten war. Alle drei Tage war ein Spaten hin. Und nach sechs Wochen hatte ich dann gleich mehrere Leistenbrüche. Also, erst einmal ins Krankenhaus.
Davor hatte ich die gesammelten Bäume aber schon versorgt. Der Wurzelballen war bei jedem Baum ein Problem. Nur wenige Haarwurzeln blieben übrig. Von allen gesammelten Bäumen überlebten dann auch nur wenige. Von denen, die überlebten, hatte ich dann noch einige verkauft, weil das Geld konnte ich gut zur Finanzierung des Hobbys gebrauchen. Die besten behielt ich natürlich. Meinen schönsten Baum gestaltete ich mit Wolf Schudde. Der überlebte aber leider nur die nächsten zwei Jahre und ging dann ein. Damals konnte ich das nicht verstehen und war doch etwas verzweifelt. Heutzutage ist es mir schon klar geworden, weshalb dieser Baum nicht überlebte. Falsche Erde, ein kalter Winter und Shariarbeiten am lebenden Holz sind daran Schuld gewesen.
Nach dem Krankenhausaufenthalt wollte ich erst einmal wissen, um welche Art Eiben es sich handelte. Sehr schnell bekam ich heraus, dass es die japanische Eibe war, die Taxus cuspidata. Umso besser, denn Bäume dieser Größe bekam man nur sehr selten im Handel. Leider hatte ich da schon viele verkauft, der Preis wäre sonst ein anderer gewesen.
Am Beispiel einer dieser Eiben zeige ich nun, wie man sie gestalten kann und mit welchen Schwierigkeiten man bei einer Eibe zu kämpfen hat.

Dieser Baum hatte, im Gegenteil zu vielen anderen dieser Eiben, eine noch recht dichte Baumkrone. In etwa der Hälfte, der Stammhöhe ging ein dicker Ast ab. Darauf wollte ich den Baum absetzen. Zu dem Zeitpunkt wußte ich allerdings noch nicht, wie der Baum einmal aussehen sollte.

Zunächst wusch ich die Wurzeln aus. Heutzutage würde ich nicht mehr die alte Erde komplett entfernen. Sie mußte natürlich entfernt werden, da sie aus völlig verdichtetem Lehm bestand. Aber wenn man sie vorsichtig mit einer Wurzelkralle entfernt, bleibt evtl. vorhandene Mykhoriza noch erhalten. Auswaschen ist keine gute Lösung.

Dann topfte ich den Baum in einen großen Mica-Pot. Wie man sieht, geschah auch das noch nicht konsequent genug, da der Wurzelballen schräg steht. Es war eben noch kein wirklicher Gestaltungsplan in meinem Kopf. Auch die Erde war nur Suboptimal. Obwohl auch schon sehr viel grober Torf darin vorhanden war, im gesamtem war sie aber zu dicht. Die Erdmischungen, wie man sie heute macht, waren zu der zeit noch relativ unbekannt. Mit etwas Glück konnte man aber schon Akadama bekommen. Der Baum überlebte das ganze trotzdem und wuchs erfreulicherweise recht gut an.

Na ja, eine runde Baumkrone, aber keine Idee. So blieb der Baum das erste Jahr stehen und mein Leistenbruch konnte ausheilen.
Im nächsten Frühjahr standen noch einige Eiben auf der Baustelle. Kurz bevor der Bagger kam, holten Karl-Heinz und ich noch einmal ein paar.

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