Samstag, 9. August 2008

Eine Sache der Überwindung Teil 4

Um dicke Äste oder Stämme zu Biegen gibt es unterschiedliche Hilfsmittel. Besonders gute Erfahrungen habe ich mit dem Einsatz von Spanngurten gemacht. Man kann dabei sehr genau die Spannung dosieren. Zunächst sollte der umzuformende Bereich etwas nach unten und auch schon in den Vordergrund gezogen werden. Dazu brachte ich zunächst einen Spanngurt an und machte die ersten Biegungen innerhalb von zwei Stunden. Man sollte wirklich beachten, dass man nur in sehr kleinen Schritten spannt. Immer nur ein kurzes Stück und dann dem Baum wieder einige Minuten Ruhe gönnen. Man gibt damit den Holzfasern die Möglichkeit flexibel zu bleiben. Spannt man zu schnell, kommen die Holzfasern nicht mit dem ausgeübten Druck zurecht und reißen sehr schnell. Macht man die Arbeit langsam reißen die Fasern auch, aber an sehr vielen Stellen. Es gibt mehr Wunden, aber eben nur kleine.

In dieser Position wurde das Ergebnis zunächst fixiert. Dazu nimmt man einen Spanndraht und dann kann der Spanngurt wieder entfernt werden.

Die Baumkrone war noch nicht in ihrer angestrebten Position. Es gab auch keine Möglichkeit sie weiter in den Vordergrund zu holen, da sie nicht fixiert werden konnte. Deshalb brachte ich nun eine Eisenstange an den Stamm an.

Das ist ein altehrwürdiges Teil. Diese Eisenstange stammt noch aus den 90´er Jahren. Damals habe ich mit Wolf Schudde eine Eibe gestaltet und diese Eisenstange wurde benutzt, um daran einen dicken Ast zu verbiegen. Diese Erinnerungen kamen nun wieder zu Tage. Gerne denke ich an die Zeit, als ich Wolf Schudde häufiger in seinem Atelier in Düsseldorf besuchte.

Nun wurde der Spanngurt an die Eisenstange angebracht. Die restliche Strecke der nötigen Stammwindung dauerte wiederum zwei Stunden. Wenn ich ehrlich sein soll, war ich sehr erstaunt, dass sich der Stamm überhaupt derartig verwinden ließ. Wie man auf dem Bild sieht, ist der Kronenbereich, der anfangs nach hinten stand nun um 180° in die Vorderansicht gebracht.

Der Stammbereich mit den roten Pfeilen wurde um 60° gewunden. Unglaublich, wenn man sich dieses kurze Stück anschaut. Noch unglaublicher, es hat nicht einmal geknackt. Näher an den Stamm konnte ich die Krone nicht holen, da der Spanngurt ganz herangezogen war. Dieses Ergebnis war aber auch OK.

Noch viel unglaublicher, nach fixieren des Ergebnisses, ließ sich der Kronenbereich mit Muskelkraft tatsächlich noch ein Stück weiter nach vorne holen. Hierbei wurde aber gebogen, nicht mehr gewunden.


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