Sonntag, 30. März 2008

Die unendliche Forsythiengeschichte – Teil 4

Sehr viel Arbeit war an dieser Forsythie von Nöten, bis sie ihr heutiges Erscheinungsbild zeigen konnte. Die Mühe hat sich meiner Meinung nach gelohnt. Nach einem frühzeitigen Blattschnitt und einer weiteren Korrektur der Krone stellte ich den Baum auf den 5. NRW-Bonsai-Tagen 1998 in Dortmund aus. Die neuen Blätter waren nur noch 1 -1,5 cm groß. Der Baum wurde sehr gut bewertet und erreichte einen Preis der Jury.

Die Freude war groß, ich gewann meine erste Medaille auf einer Ausstellung. Im Hintergrund ist Werner Busch zu sehen, lange Haare, Vollbart, ein echter Typ.

Auch Wolf D. Schudde stellte seine Werke aus.

Durch den frühzeitigen Blattschnitt 1998 blühte die Forsythie 1999 nur sehr spärlich. Konnte dadurch ihre Belaubung aber auch kompakter werden lassen.

Der Baum ist 30 cm hoch und im Jahr 2001 wahrscheinlich 27 Jahre alt. Eingetopft ist er seit Jahren in reinem Akadama, was ihm sehr gut bekommt. Gedüngt wird er mit jeweils einem Stück Bio Gold, was anscheinend auch ausreicht. Überdüngung bestraft er gleich mit größeren Blättern. Möchte man allerdings eine reichliche Blüte im Frühjahr erreichen, sollte man etwas großzügiger Düngen und somit größere Blätter in Kauf nehmen.

Über die Form des Baumes ist schon viel gestritten worden, da er in kein Gestaltungsschema passt. Er besitzt, meiner Meinung nach, eine “freie Form”. Interessant ist vielleicht noch Folgendes: Im Internetforum des BCD regte Walter Pall einmal eine Diskussion über das Thema „neo-klassische und kontemporäre Gestaltung“ an. Im Laufe dieser Beiträge stellte ich diese Forsythie dort vor und bat Walter Pall um eine Beurteilung, da ich selber nicht wüsste, in welcher dieser Stilrichtungen der Baum einzuordnen ist.

Diese Beurteilung spiegelte im Prinzip die Vorstellungen wieder, die ich vor Jahren bei der Gestaltung des Baumes im Kopf hatte, ohne jemals etwas über kontemporäre Gestaltung gehört zu haben. Dies ist Walter Palls Beurteilung der Forsythie:

Reiner,

der Gestaltungsstil ist eindeutig kontemporär. Warum? Weil es "verboten" ist, einen blühenden Baum (mit Ausnahme von Prunus mume) mit totem Holz zu gestalten. Außerdem ist eine solche Literatenform bei einer Forsythie noch nie da gewesen. Die Gestaltung ist hoch abstrakt, weil ein blühender Baum wie eine Konifere gestaltet wurde. Das ist ein Rückfall in neo-klassiche Gestaltung. Außerdem ist die Gestaltung expressionistisch, weil sie auch nicht im Ansatz versucht, das Gefühl einer natürlichen, idealen Forsythie mitzuteilen. Die Form ist "schlanker Stamm" oder Literatenform.

Das ist alles kein Werturteil, sondern eine nüchterne Feststellung.

Insgesamt finde ich den Baum erfrischend unkonventionell.

Die Schale ist eine Spur zu groß. Die Astetagen sind mir zu regelmäßig übereinander, annähernd gleich groß und zu geschleckt für einen Laubbaum.

Danke für's herzeigen.

mfg

Walter Pall

Aufgrund dieser Bewertung erstand ich von Horst Heinzlreiter eine neue, kleinere Schale. Sie ist rund und somit unterstreicht sie den Literatenstil. Im goldenen Schnitt ist sie allerdings nicht mehr. Außerdem brachte ich die drei Astetagen im Verhältnis zueinander wieder ins rechte Maß. Geschleckt sehen sie aber immer noch aus.

Das ganze wurde dann auf den 8. NRW Bonsai Tagen präsentiert und konnte wiederum einen Preis der Jury gewinnen.Aufnahme vom Juni 2001. Nach den 8. NRW Bonsaitagen wurde der Baum gedüngt. Deshalb sind die Blätter schon etwas größer geworden. Ab Ende August wird der Baum auch nicht mehr pinziert und wird dann im nächsten Frühjahr reichlich blühen.

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