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Donnerstag, 17. Mai 2007

Eine dicke Eiche Abmoosen - Teil 1

Gudrun und Matthias sind nicht nur gute Nachbarn, sondern auch sehr gute Freunde meiner Frau und mir. Deshalb wissen sie auch, dass sie mich erst fragen sollen, wenn sie im Garten einen Baum entsorgen müssen.

Im Jahr 2003 fragte mich der Matthias dann auch, ob ich eine Eiche haben möchte. Die wäre aber bestimmt auch schon ein ganzes Stück über sieben Meter hoch, meinte er. Jeder, der sich ein klein wenig mit Eichen auskennt, sagt da direkt ab. Wie will man denn so einen Baum aus dem Boden bekommen? Ein so hoher Baum hat einen dicken Stamm und eine ebenso dicke Pfahlwurzel. So war es dann auch. Die Söhne unserer Freunde haben diesen Baum in ihrer Kindheit aus einer Eichel gezogen. Irgendwann wurde er in den Garten gepflanzt und dort durfte er dann wachsen. Aber er stand zu dicht am Nachbarsgrundstück, was auf Dauer zu Ärger geführt hätte. Also sollte er nun weg.

Wer schon einmal versucht hat eine Eiche abzumoosen, sagt nun, lass es, es bringt nichts. Eiche lässt sich schlecht bis gar nicht Abmoosen. So ein dicker Baum, auch wenn er noch jung ist, der lässt sich dann schon einmal gar nicht Abmoosen. Denn Abmoosen wäre sowieso die einzige Chance, den Baum aus dem Boden zu bringen.

Das aber sind Probleme, wo ich mich meistens angesprochen fühle, etwas zu beweisen. So begann im Mai 2003 das Projekt „aus dem Boden in den Topf“.


So sah die Eiche zunächst aus. Ein Doppelstamm fast acht Meter hoch, noch junge Borke aber schon einen ordentlichen dicken Stamm.

Zunächst wurde die Eiche rundum frei gegraben, um die Wurzeln beurteilen zu können. Mehr als zwei bis drei feinere Wurzeln waren aber nicht zu finden. Nur eine dicke Pfahlwurzel und zwei dicke Oberflächenwurzeln, die weit weg in die Wiese wuchsen. Also nichts, was den Baum ernähren konnte, würde man ihn direkt ausgraben wollen. Nun sollte eine Abmoosung provoziert werden. Das aber auch so, wie es auch natürlich passieren könnte. Durch irgendwelche Umwelteinflüsse wird die Versorgung über die Pfahlwurzel gestört, sodass der Baum gezwungen ist, neue Wurzeln im oberen Bereich wachsen zu lassen.

Dazu wurde zunächst der gesamte Baum rigoros eingekürzt. Der höhere Stamm wurde auf 60 cm Höhe gekappt und der kleiner auf 40 cm. Danach wurde die Pfahlwurzel über einen halben Meter freigelegt. Die zwei dicken Oberflächenwurzeln wurde ebenfalls gekappt. Mit einem Elektrofuchsschwanz wurde die Pfahlwurzel rundum auf einer Höhe von 20 cm die Borke entfernt. Das Holz an den Schnittstellen wurde bis zum Kernholz entfernt.

Nun waren keine Wurzeln mehr da, die den Baum ernähren konnten. Die Pfahlwurzel war so behandelt, dass der Baum auf jeden Fall gezwungen war, neue Wurzeln zu machen. Ein überwallen der Wurzel war nicht möglich. Es konnte nur klappen oder der Baum würde es nicht schaffen. Eine 50 : 50 Chance.

2 Kommentare:

isimax hat gesagt…

Hallo Reiner,
habe den Beitrag mit dem Eichen-Abmoosen sehr interessiert gelesen. Habe im Garten eine ca 6 m hohen Walnussbaum, der zu nah am Haus steht. Ich möchte gern die gleiche Methode anwenden. Wann ist der beste Zeitpunkt das Spiel zu beginnen? Sollte evt. der Baum jetzt schon gekürzt werden? Was für Erde solle in dem Bereich der neuen Wurzeln benutzt werden? Mit Wurzelhormonen?
Gruß Thoholte

Reiner hat gesagt…

Hallo Henning,
die beste Zeit um so ein Experiment zu beginnen ist natürlich meistens im Frühjahr. Da würde ich also bis zum nächsten April warten, bis die neuen Knospen kurz vor dem Austrieb sind. Leider habe ich keine Ahnung ob Walnussbäume Flachwurzler sind oder eine Pfahlwurzel ausbilden. Das müsstest Du also selbst herausfinden. Dann würde ich so vorgehen, wie ich das in meinem Bericht über die Eiche beschrieben habe. Du hast dabei den Vorteil, dass Du den Baum unter ständiger Kontrolle hast. Wenn der Boden, indem der Baum steht, zu hart oder zu lehmig ist, könntest Du den Bereich um die Abmoosstelle mit einer Mischung aus Torf und Lava oder Bims auflockern. Dann kannst Du diesen Bereich auch immer schön feucht halten. Wurzelhormon ist ja niemals schädlich und wird schon hilfreich sein.
Kürzen würde ich den Baum auch erst, wenn Du mit den Arbeiten anfängst. Weil dann die gesamte Kraft in die neuen Triebe geht. In dieser Jahreszeit kann man nicht mehr mit einem sehr starken Austrieb rechnen.
Walnussbäume bilden sehr große Blattrispen aus. Deshalb würde ich von vornherein einen hohen Baum von 1 - 1,2 m planen. Die Blätter lassen sich im Laufe der Zeit auch verkleinern, aber sie bleiben für einen Bonsai immer sehr groß.
Dein Vorhaben finde ich sehr interessant und würde mich später einmal über eine Meldung, was aus dem Vorhaben geworden ist, freuen.
Viel Erfolg,