Sonntag, 25. März 2007

Iron Mike – The Legend Teil 1

Einige kennen mich ja als Autor von Fachberichten in den Bonsaizeitschriften. Mit meinem Freund, dem Michael Tigges, habe ich einmal einen sehr schönen Bericht über seine Kunst, Bonsaiwerkzeuge schmieden, gemacht.

Das erschien seinerzeit in allen Ausgaben von „Bonsai Europe“. Für das Heft wurde der Artikel aber stark eingekürzt, sodass einige Aussagen eher verwirrend waren. So kamen anschließend viele interessierte Fragen und Michael hat auch für ein paar Bonsaifreunde exklusive Werkzeuge geschmiedet.

Leider sind diese Zeiten vorbei. Michael hat mittlerweile seine Schmiede aufgegeben. Da der vollständige Bericht aber nirgends erschienen ist, will ich hier, ausschließlich aus nostalgischen Gründen, den kompletten Artikel einstellen. Bitte keine Anfragen mehr wegen dem Werkzeug!!!

Viel Spaß beim Lesen

Bonsaiwerkzeuge aus Damaszenerstahl

Ein Besuch bei dem Kunstschmied Michael Tigges

Text: Reiner Vollmari / Michael Tigges

Fotos: Reiner Vollmari

*Aus der Heldensage: Wieland der Schmied

Zu allen Zeiten faszinierten Geschichten, so wie die Heldensage ”Wieland der Schmied”, die Menschen. Der Glaube, dass diese Künstler wahre Wunder mit ihrer Schmiedekunst vollbringen konnten, ließ viele dieser Sagen entstehen.

Bereits 1000 v. Chr. wurde schon Eisen geschmiedet. Sehr früh entdeckte man die Technik des sogenannten Verbundstahls, der als Damaszenerstahl bekannt wurde. Viele Legenden ranken sich um Schwerter, die in dieser Technik geschmiedet wurden.

Einige Schmiede der heutigen Zeit, haben diese Kunst für sich wiederentdeckt. Einer von ihnen ist Michael Tigges, aus Meschede im Sauerland.

Der Schmiedemeister, der auch begeisterter Bonsaigestalter ist, hat seine Liebe für die Schmiedekunst dazu genutzt, Werkzeuge aus Damaszenerstahl kunstvoll herzustellen.

Da bis zur Entdeckung der Steinkohle zum Ende des Mittelalters als effektivstes Feuerungsmaterial nur Holzkohle zur Verfügung stand, konnte man Eisen bzw. Stahl nicht im heutigen Sinne (wie z.B. im Hochofen) erschmelzen und diese Schmelze durch Zugabe von Zuschlagstoffen (z.B. Nickel oder Chrom) nach belieben legieren, sondern man gewann das Eisen im sogenannten Rennofenfeuer. Da sich mit Holzkohle nicht so hohe Temperaturen wie mit Steinkohle erzielen lassen, wurde das Eisen dem Erz nicht in einer flüssigen Schmelze entzogen, sondern es sammelte sich in einem zähen, eher teigigen Zustand am Boden des Ofens. Nachdem der Rennofen, der meist aus Lehm gebaut wurde, ausgebrannt war, wurde er aufgebrochen und ihm konnte die sogenannte Luppe, ein Klumpen mehr oder weniger reinen Eisens, entnommen werden. Diese Luppe war dann das Ausgangsmaterial für den Schmied. Es war übrigens durchaus üblich, das Bauern, die ein Werkzeug vom Schmied gemacht haben wollten, das Erz dafür selbst auf ihren Feldern sammelten.

Aus dieser Art der Eisengewinnung ergab sich nun das Problem, dass man nur sehr wenig Einfluss auf die Qualität des Eisens hatte. Je nach Zusammensetzung des Erzes (in Eisenerz ist nie nur Eisen gebunden, sondern je nach Fundort auch die verschiedensten "Eisenbegleiter" in unterschiedlichstem Proporz) konnte man daraus weiches und flexibles oder hartes und sprödes Eisen gewinnen.

Um die positiven Eigenschaften dieser beiden Qualitäten, hart und flexibel, vor allen Dingen für die Herstellung von Waffen wie z.B. Schwertern, miteinander zu verbinden entwickelte sich schon in vorchristlicher Zeit die Technik des Damaszierens.

Eine weitere Besonderheit dieses Materials ist das äußerst reizvolle Muster, welches sich durch den im weiteren beschriebenen Prozess des Damaszierens ergibt. Dieses Muster und nicht der ursprüngliche Aspekt der physikalischen Qualitätssteigerung macht heute den besonderen Reiz des Damaszenerstahles aus, da durch moderne Verfahren nahezu jede gewünschte Qualität zusammenlegiert werden kann.

Um mir diesen Bericht zu ermöglichen, lud mich Michael Tigges ein, bei der Herstellung einer großen Knospenzange dabei zu sein. So konnte ich sehen, welche exakte Arbeit nötig ist, um einen perfekten Damaszenerstahl zu Schmieden und aus diesem anschließend das Werkzeug zu formen.

Hier entstand kunstvoll geschmiedetes Werkzeug. Die ehemaligeSchmiede von Michael Tigges in Meschede.

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