Freitag, 30. März 2007

Wildverbiss – Eine Rotbuche

Im Frühjahr 2001 lud mich mein Freund Wolfgang Putz ein, ihn einmal in Österreich zu besuchen. Das nahm ich natürlich sehr gerne an, weil ich ja auch darauf brannte, endlich Wolfgangs sehr bekannten Bonsaigarten Live zu erleben.

Wir hatten auf jeden Fall eine sehr schöne Woche und ich konnte viele österreichische Bonsaifreunde persönlich kennen lernen.

Als wir so durch die Gegend fuhren, hielt Wolfgang plötzlich an und fragte ob ich Interesse an einer vom Wild verbissenen Buche hätte. Hatte ich, na klar.

Ruckzuck hatten wir eine.
Bei diesem Baum schaute nur die Krone aus dem Laub heraus. Deshalb sah er aus wie ein kleiner Mehrfachstamm. Erst beim Ausgraben erkannte man, dass er auf einem dünnem Stamm saß. Weil er ja nun bereits ausgegraben war, nahm ich ihn auch mit.

Der Stamm war wesentlich dünner als der Kronenbereich. Eigentlich ein richtig hässlicher Stecken. Aber andererseits hatten die Rehe gute Arbeit geleistet. Die Kronenverzweigung war sehr schön. Lange überlegte ich, wie man diesen Baum präsentieren könnte. Eine geneigte Form war das nahe liegende. Eine normale Bonsaischale sah für diesen Baum überhaupt nicht gut aus. Der Baum erzählte so keine Geschichte. Dann entschloss ich mich, nach einer Moonshellschale Ausschau zu halten. Diese Schalenform mag ich eigentlich nicht sehr gerne. Es sieht doch immer nur nach Behelf aus. Irgendwie sieht ein Baum darin aus, wie jemand der auf dem Klo sitzt. Schön nach vorne gebeugt und feste DRÜCKEN.......

Diese Schale fand ich beim Frank Busch in Remscheid. Zu diesem Baum passte das ganz gut.

2003. Der Baum von der anderen Seite aus fotografiert. Er hat keine feste Ansichtsseite. Beide Seiten sind gleichwertig. Der Stamm hat sich nach zwei Jahren schon besser verdickt. Einzelne Äste habe ich in Form gespannt. Viel drahten möchte ich nicht, da ich den Charakter des Wildverbisses beibehalten möchte.

2005. Der Baum hat sich gut entwickelt. Durch das pinzieren im Frühjahr hat sich die Blattgröße auch schon zum Vorteil verbessert. Der Stamm nimmt weiterhin an Dicke zu.

Die andere Seite. Das ist kein Baum, der auf Ausstellungen für Aufsehen sorgt. Aber ich mag ihn. Er strahlt eine ganz eigene Ruhe aus. Das kann man genießen, wenn man sich im Sommer mit einer Tasse Tee in den Schatten setzt und dann den Baum lange betrachtet. Das ist für mich die Erholung, die ich bei Bonsai finde.

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