Mittwoch, 28. März 2007

Wie der Award-Gewinn zu einem Gewinner wurde – Teil 1

1999 war das Thema Bonsai im Internet noch recht frisch. Selber war ich seit 1998 „Online“. Zu der Zeit hatte man noch ein echtes Pioniergefühl, wenn man sich mit anderen Bonsaifreunden austauschte. Ständig wurden Pläne gemacht, was man alles Interessantes machen könnte. Meine Hauptanlaufstellen waren zunächst ein kleines, privates Forum, dass der Schüler Dennis Zitzewitz betrieb. Auch das Forum des Bonsai-Club-Deutschland war ganz interessant. Aber zu der Zeit konnte man noch keine Bilder posten. Erkläre einmal den Leuten wie Bonsai funktioniert, wenn du nur Text zur Verfügung hast. So erklärte man sich einen Wolf. Andererseits war es natürlich auch ein Vorteil keine Bilder zu sehen, weil die Leute sich mit ihren Texten wesentlich mehr Mühe gaben.

Von 1995 bis 1997 waren meine Computersitzungen nur auf das erlernen von Adobe-Photoshop beschränkt. Nacht für Nacht habe ich gesessen und versucht ein Bilderprofi zu werden. Nur deshalb hatte ich überhaupt einen Computer gekauft, um als Fachmann in die neuen digitalen Drucktechniken Eingang zu finden. Das klappte, nur Photoshop war dann doch nicht so wichtig. Aber lange bevor ich Bonsai als Hobby fand, beschäftigte ich mich mit der Fotografie. Natürlich hatte ich auch eine eigene Dunkelkammer. Was man in der Dunkelkammer in stundenlangen Sitzungen erreichte, klappte bei Photoshop plötzlich mit wenigen Mausklicks. Das faszinierte mich und ich fing an zu experimentieren. So machte ich in langen Nächten die ersten virtuellen Bonsaigestaltungen.

Es war wohl auch 1999 als Detlef Goroll sein Yamadori-Bonsai-Forum ins Netz brachte. Der Detlef war sämtlichen neuen Ideen gegenüber sehr aufgeschlossen. Bilder konnte man zwar anfänglich auch nicht in seinem Forum posten, aber er veröffentlichte alle Bilder, die man ihm zuschickte. Irgendwann kam er auf die Idee, dass man über die Gestaltung von Rohpflanzen zu Bonsai diskutieren könnte. Da dauerte es nicht lange und ich machte das erste Virtual, was man im WWW bewundern konnte. Das löste unter den Bonsaifreunden einen unglaublichen Hype aus. Anfänglich machte ich alleine immer neue virtuelle Gestaltungsvorschläge. Dann kam bald die Zeit, in der man Bilder an seine Postings hängen konnte. Ab da boomten vor allem die Virtuals. Alles was Rang und Namen hatte beteiligte sich an den „neuen Medien“. Selbst amerikanische Bonsaifreunde verbrachten ihre freie Zeit am liebsten in deutschen Bonsaiforen.

Der Detlef schrieb dann einen Award aus. Man sollte in seinem Forum eine Gallery mit Bonsaibildern einrichten. Als Gewinn lockte ein toller Wacholder. Hey, Ho, den habe ich gewonnen!


So wurde der Wacholder zum Award ausgeschrieben.

Im Frühjahr 2001 kam Detlef und Pavlo bei mir vorbei und überreichten mir den Baum. Dem Detlef sagte ich, dass ich den Baum auf eine Ausstellung bringen werde, wenn er denn einmal fertig ist.

Bei dem Baum handelte es sich um einen Juniperus procumbens, einem Kriechwacholder. Bonsaifreunde meinten, es könnte eine Art sein, die in Taiwan wächst. Der Bonsai bestand aus drei einzelnen Bäumen, die man mit dickem Aluminiumdraht zusammengebunden hatte. Er stand in einer, zu der Zeit beliebten, lackierten Betonschale. Zunächst war er sehr „strubbelig“. Wie bei allen Bäumen, die neu in meinen Garten kommen, habe ich den Baum erst einmal ein Jahr lang wachsen lassen, damit er sich akklimatisiert.

Im Jahr 2002 hatte er dann auch schon gut in der Benadelung zugelegt. Die Rückseite.

Die von mir bevorzugte Vorderseite. Das war zunächst die Hinteransicht. Das Nebari ist aber besser, weshalb ich den Baum umgestalten wollte.

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